Nachhaltigkeit ist mehr als ein Schlagwort
30.09.2025

Daria Annen

   
Interview mit Daria Annen, Fachlehrerin an der Primarschule Lauerz (Kanton Schwyz). Die Schule ist seit 2011 Mitglied im Schulnetz21.

Was bedeutet für Sie Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) – ganz persönlich und für Ihre Arbeit als Lehrperson, was motiviert Sie, BNE in den Unterricht einzubinden? 
An unserer Schule ist BNE fest verankert. Wir nutzen ausserschulische Lernorte, um Nachhaltigkeit erlebbar zu machen. So wird BNE bei uns nicht nur vermittelt, sondern auf jeder Stufe gelebt. Der Kindergarten beispielsweise ist regelmässig im Natur- und Tierpark Goldau unterwegs, die Unterstufe ist jede Woche einen Morgen im Wald und behandelt Themen wie «Aufforstung». Die Mittelstufe 1 kümmert sich um den Schulgarten, wo sie seit 2023 vom Team Ackerdemie unterstützt werden und den ökologischen Kreislauf behandeln.

Vom Frühjahr bis im Herbst fahren die Schülerinnen und Schüler mit dem Fahrrad von Lauerz nach Goldau und wieder zurück. Die Vollversammlungen, welche zweimal pro Schuljahr durch den Schülerrat organisiert werden, helfen dabei, alle Lernenden zu hören und gemeinsame Anliegen sichtbar zu machen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit BNE in Ihrem Unterricht bzw. welche Kompetenzen möchten Sie den Schülerinnen und Schülern mithilfe von BNE besonders vermitteln?
Die Vision der Schule Lauerz ist es, Bildung ganzheitlich zu denken und dabei multiple Fitness anzustreben (vgl. Müller Andreas, Zwäg, 2017, S.214/215).
Durch personalisiertes Lernen und selbstgewählte Herausforderungen soll die Selbstwirksamkeit ausgebaut werden. Die Schule pflegt aktiv verschiedene Gefässe, in denen alle gemeinsame Verantwortung übernehmen können. Das Unterrichten an ausserschulischen Lernorten ermöglicht das Lernen durch Erleben.

Durch unterschiedliche Projekte verteilt aufs Jahr, diverse gesamtschulische Anlässe, Herbstwanderungen und- oder Schneesporttage, etc. werden unter anderem die Fähigkeiten von guter Zusammenarbeit, Schülerpartizipation, selbständigem Lernen oder problemlösendem Denken gefördert. Die Lernenden bauen Kommunikationsfähigkeiten auf und lernen, Projekte zu planen, durchzuführen und zu prüfen. Die Vollversammlungen geben allen die Chance, mitzureden und mitzugestalten und die ausserschulischen Lernorte bieten die Grundlage, um BNE zu erleben.

Was waren bisher Ihre besten Erfahrungen mit BNE im Unterricht? Wo stossen sie an Grenzen?

Einige Erfahrungen und Stimmen aus der Schule:

«Im Wald erleben die Kinder hautnah, wie sich die Natur im Laufe des Jahres verändert. Es ist schön zu sehen, wie im Frühling der Bärlauch wächst, im Herbst die Blätter von Bäumen fallen, im Winter die Bäume voller Schnee sind und im Sommer die Vögel laut zwitschern. So werden die Jahreszeiten mit allen Sinnen wahrgenommen und erlebt. Dabei stossen wir allerdings manchmal auch auf die Herausforderung «Wetter». Das Wetter kann man nicht steuern und daher sind wir den Umständen jeweils ausgesetzt. Das fordert von uns oft flexibles umdenken.»
Die Unterstufe zu ihrem Lernort Wald

 «Immer wieder toll sind die Momente, wenn die Schüler und Schülerinnen neue Gemüsesorten aus dem Schulgarten probieren. Die Anzahl der Kinder und Lehrpersonen und der begrenzte Platz bringen uns jedoch immer wieder ans Limit.» Da wir mit Doppelklassen arbeiten, ist Teamarbeit für uns das A und O. Unterstützt werden wir dabei von externen Fachpersonen der PH Schwyz, mit denen wir uns zweimal pro Jahr im ganzen Stufenteam zur Beratung treffen. Im Alltag tauschen wir uns regelmässig und offen miteinander aus und auch das Wohlbefinden jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedes einzelnen Mitarbeiters bekommt bei uns bewusst Raum und Gehör.»
Mittelstufe 1 zu ihrem ausserschulischen Lernort Schulgarten

Was wünschen Sie sich von Schulleitung, Kollegium oder externen Partnern, damit BNE nachhaltig verankert wird? 
An der Schule Lauerz ist BNE bereits fest verankert. Wir erhalten Raum und Unterstützung für Dauerprojekte, verfügen über die nötigen Ressourcen und legen grossen Wert auf Zusammenarbeit im Team. Die Umsetzung von BNE wird regelmässig im Team und in der Steuergruppe besprochen, evaluiert und weiterentwickelt. Wesentlich erscheint mir zudem der Austausch zwischen den Stufen, um erfolgreiche Sequenzen sichtbar zu machen und voneinander zu lernen. Das Angebot an Fortbildungen zu BNE wächst erfreulicherweise stetig. Im Bereich «Ausserschulische Lernorte» steckt die Weiterbildung jedoch noch in den Kinderschuhen – hier sehen wir grosses Potenzial und wünschen uns eine deutliche Erweiterung des Angebots.

Wenn Sie an Ihre Schülerinnen und Schüler denken: Was möchten Sie, dass sie in Bezug auf Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Vielfalt aus der Schule mitnehmen?
Ich wünsche mir, dass die Schülerinnen und Schüler verstehen, dass Nachhaltigkeit mehr ist als ein Schlagwort: Sie bedeutet, Umweltbewusstsein zu entwickeln, reflektierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsvoll zu handeln. Ebenso wichtig ist mir, dass sie ein Bewusstsein für bestehende Ungleichheiten entwickeln und lernen, einander mit Respekt und Offenheit zu begegnen.

Unterstützung für die Schulentwicklung

Schulnetz21

Das schweizerische Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen unterstützt und berät Schulen, die sich langfristig für Gesundheitsförderung und BNE engagieren wollen mit konkreten Instrumenten und ermöglicht den Austausch über die Kantonsgrenzen hinweg.

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