Konsum- und Mobilitätsverhalten reflektieren
Welche Einstellungen habe ich gegenüber meinem Konsum und meiner Mobilität? Diese Themen werden zu Hause erforscht, im Unterricht thematisiert und reflektiert.
Kurzbeschrieb
Wasser- und Stromverbrauch, Elektronik- und Plastikmüll, Mobilität, «Food Waste»: Diese Themen ziehen sich durch das Praxisbeispiel, welches auf einem Lernarrangement " Heute für morgen handeln " des Regionalen Didaktischen Zentrums (RDZ) in Gossau (SG) basiert. Die Schülerinnen und Schüler erkunden und hinterfragen diese Themen in einer Wohnung, die das RDZ zu diesem Zweck neu eingerichtet hat - einschliesslich Wohnzimmer, Küche, Badezimmer usw. - mit Lern- und Denkstationen. Mithilfe einer entdeckenden Pädagogik formulieren die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Fragen, notieren ihre Erkenntnisse und stellen Verbindungen zu ihrem Familienalltag her. Sie vergleichen ihre Erkenntnisse, diskutieren gemeinsam und bilden sich eine Meinung, die auf solidem Wissen der Lehrkraft, aber auch auf den Gewohnheiten und Werten der Schülerinnen und Schüler beruht. Ihre Überlegungen können gegebenenfalls auf die ganze Klasse und/oder die gesamte Schule ausgedehnt werden. Die Lehrkraft kann diesen Ansatz aufgreifen und erweitern, indem sie den Wohnort und die Gewohnheiten der Schülerinnen und Schüler miteinbezieht.
Bildungsziele
- Wissen über Konsum und Mobilität im Zusammenhang mit der Nutzung natürlicher Ressourcen erwerben.
- Verbindungen zum Familienalltag herstellen.
- Sich über den eigenen Konsum sowie die eigenen Mobilitätsgewohnheiten Gedanken machen.
- Einen Standpunkt entwickeln und argumentieren.
- Handlungsmöglichkeiten zum Schutz der Umwelt in den Bereichen Konsum und Mobilität betrachten.
Besondere Stärken
- Den eigenen Alltag erkunden
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Das eigene Alltags- und Familienleben als Ausgangspunkt nehmen, um zu verstehen, wie Nachhaltigkeitsfragen zu unseren alltäglichen Handlungen gehören und uns alle betreffen.
- Aktiv entdecken
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Die Erlebnispädagogik fördert die Neugier, die Selbstständigkeit, die Problemlösungskompetenz und die Kreativität der Schülerinnen und Schüler.
- Sich eine Meinung bilden
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Eigene Gewohnheiten in Bezug auf Konsum und Mobilität vergleichen und mit den Mitschülerinnen und Mitschülern auf der Grundlage solider Kenntnisse einerseits und durch Mobilisierung der zugrunde liegenden Vorstellungen und Werte andererseits diskutieren, um sich argumentativ besser zu diesen Themen positionieren zu können.
Planung und Durchführung
Das Lernarrangement des Regionalen Didaktischen Zentrums Gossau wird bis Juni 2024 angeboten. Nach diesem Datum können Lehrerinnen und Lehrer entweder die Schule oder die Wohnorte ihrer Schülerinnen und Schüler als Basis nutzen. In beiden Fällen sollten dort Fragen rund um Konsum und Mobilität erforscht werden. Die Schule oder der Wohnort der Schülerinnen und Schüler können bei diesen Entdeckungen als «Datenbanken» verwendet werden.
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Vor der Aktivität: Wissenserwerb durch die Lehrkraft
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Bei éducation21 gibt es Themendossiers, um die Lehrkraft bei der Vorbereitung zu den Themen Konsum und Mobilität zu unterstützen: Ernährung, Konsum - Mode, Suffizienz, Wert des Wassers, Energiezukunft, Rohstoffe, Mobilität und Plastik. Die Lehrkraft verfügt somit über solide wissenschaftliche Fakten, um die Diskussion zu leiten und die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken anzuregen. Sie entscheidet, in welchem Fach oder in welchen Fächern diese Themen aufgegriffen und die Aktivität verankert werden soll.
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Während der Aktivität: Erstellen einer Mindmap
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Die Schülerinnen und Schüler notieren ihr Vorwissen und anschliessend auch das von der Lehrkraft eingeführte neue Wissen auf einer Mindmap. Es steht der Lehrkraft frei, Fakten und Wissen auf die Art und Weise zu vermitteln, die ihr am geeignetsten erscheint: durch einen Film, ein Spiel oder eine andere Aktivität im Zusammenhang mit dem gewählten Fach.
- Während der Aktivität: Erkunden und Entdecken
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Die Schülerinnen und Schüler werden schliesslich ermutigt, diese Themen zu Hause zu erforschen. Die Schülerinnen und Schüler können mithilfe der Lehrkraft eine Liste mit Fragen erstellen, denen sie nachgehen möchten. Die Mindmap dient als Grundlage für die Formulierung der Fragen. Idealerweise sollten die Fragen Elemente informativer und beschreibender Art (z. B. Welche Produkte finde ich in meinem Badezimmer?) und Fragen enthalten, die Elemente von Werten und Vorstellungen beinhalten (z. B. Was esse ich gerne und warum?).
Beispiele:
- Kochen: Was ist in meinem Kühlschrank? Habe ich diese Woche ein Lebensmittel weggeworfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war? Werfe ich regelmässig Lebensmittel weg und wo? Wie werden Lebensmittel verpackt? Was esse ich gerne und warum?
- Eingang: Welche Kleidungsstücke sind im Flur aufgehängt? Woher kommen sie? Wie lange trage ich sie schon? Was trage ich gerne und warum? Wo kaufe ich meine Kleidung? Kaufe ich häufig neue Kleider und warum?
- Wohnzimmer: Wie viele Bildschirme haben wir zu Hause? Bleiben diese Bildschirme auch nachts eingeschaltet? Wer hat ein Mobiltelefon und wie lange schon? Wo entsorge ich es, wenn ich ein neues haben möchte? Falls zutreffend, wieso möchte ich ein neues Mobiltelefon haben?
- Badezimmer: Bei welcher Temperatur dusche ich? Wie viel Zeit verbringe ich unter der Dusche? Welche Produkte befinden sich in meinem Badezimmer und wo entsorge ich die Verpackungen? Welche elektrischen Geräte befinden sich im Badezimmer? Gibt es Wasser auch anderswo als im Badezimmer und in der Küche?
- Garten: Welche Pflanzen wachsen im Garten oder auf dem Balkon? Wie haben wir diese Pflanzen ausgewählt? Woher weiss ich, ob der Boden gesund ist? Warum habe ich gerne oder nicht gerne Pflanzen zu Hause?
- Mobilität: Wie komme ich zur Schule? Gehe ich zu Fuss, oder fahre ich lieber mit dem Bus oder dem Auto und warum? Was ist mit den Menschen in meinem Umfeld? Wie sieht meine tägliche Fahrt aus, bereitet sie mir Freude, Langeweile oder andere Gefühle?
- Während der Aktivität: Gemeinsame Umsetzung, Reflexion und potenzielles Handeln
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- Die Schülerinnen und Schüler tragen die Antworten auf ihre Fragen und die Erkenntnisse aus ihrem jeweiligen familiären Umfeld zusammen. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Fakten diskutieren sie darüber, was als mehr oder weniger nachhaltig angesehen wird. Die Schülerinnen und Schüler können auch aufgefordert werden, selbstständig nach verlässlichen Informationen zum gewählten Thema zu suchen (es können Expertengruppen gebildet werden).
- Die Schülerinnen und Schüler diskutieren neben den Fakten auch über ihre Werte und Vorstellungen. Die Lehrkraft kann Fakten von Werten und Normen trennen. Wenn man beispielsweise davon ausgeht, dass der Kauf von Erdbeeren im Winter ökologisch wenig nachhaltig ist (Fakt), kann die Freude, diese Frucht ausserhalb der Saison oder zu einem bestimmten Fest (z. B. Weihnachten) zu essen, ihren Konsum (Wert) rechtfertigen. Anderes Beispiel: In einigen Gemeinschaften kann es aus Gründen der Sicherheit und/oder des sozialen Status üblich (Norm) sein, die Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, und die Schülerin oder der Schüler kann sich für diese Art der Mobilität entscheiden, um es den anderen gleichzutun (Norm) oder weil sie oder er Spass daran hat (Wert).
- Die Schülerinnen und Schüler denken über Handlungsweisen nach, die sich von ihren Gewohnheiten unterscheiden, indem sie ihre eigenen mit denen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler vergleichen, ohne dass die Lehrkraft oder die Kinder untereinander urteilen oder Vorschriften machen.
- Die Schülerinnen und Schüler überlegen, was sie konkret ändern möchten und gegebenenfalls könnten. Achtung: Es gibt keine Aufforderung, etwas zu ändern! Wichtig ist, dass man seine Wahl oder Meinung begründen kann. Die Schülerinnen und Schüler können auch festhalten, was ihrer Meinung nach bereits in Richtung mehr Nachhaltigkeit geht und auf Fakten beruht.
- Nach der Aktivität:
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Die Schülerinnen und Schüler können, wenn sie möchten, ihr Wissen mit ihrer Klasse und/oder ihrer Schule teilen und sich Aktionen ausdenken, die die erörterten Themen berücksichtigen: z. B. einen Kleider- oder Spielzeugtausch organisieren, sich einen «Pedibus» ausdenken, um gemeinsam zur Schule zu laufen, eine Woche «mit dem Fahrrad zur Schule» planen, eine Ausstellung über Mobiltelefone erstellen, an die Gemeinde schreiben und um die Einrichtung eines Fahrradwegs bitten usw. Diese Ideen werden auf partizipative und demokratische Weise ausgearbeitet, natürlich im Rahmen der Möglichkeiten der Lehrkraft und der Schule.
Organisation
- Thematische Dossiers zum Thema Konsum und Mobilität für Lehrpersonen
- Mindmap (z. B. aus dickem Papier, Format A4 oder A3)
Pädagogische Methoden
- Mindmap
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Die Schülerinnen und Schüler werden ermutigt, ihr Vorwissen, neue Erkenntnisse, Ideen, Fragen und Entdeckungen auf einem A4-Blatt in Form einer Mindmap aufzulisten. So können sie sehen, was sie gelernt haben und wie sich ihr Wissen und ihre Meinung zu Themen wie Wasserverbrauch verändert haben.
- Fragen, die sich auf den Alltag der Schülerinnen und Schüler beziehen
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Die Schülerinnen und Schüler werden ermutigt, Ideen aufzuschreiben, was sie in ihrem Alltag ändern möchten, z. B. Kompostieren.
Einfach umzusetzen
Neben der formalen Vorbereitung (Material, Organisation fächerübergreifendes Arbeiten, mögliche Zusammenarbeit mit einem Kollegen/einer Kollegin usw.) sind für die Lehrkraft auch inhaltliche Elemente zu berücksichtigen:
- Kenntnisse über die Themen Konsum und Mobilität seitens der Lehrkraft
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Wenn die Lehrkraft über wissenschaftlich korrektes und aktuelles Wissen und Fakten verfügt, fällt es ihr leichter, die Diskussion mit ihren Schülerinnen und Schülern zu führen. Hierfür sind die (oben bereits erwähnten) Themendossiers von éducation21 eine zuverlässige Quelle. Diese Vorbereitung spiegelt eine sogenannte «faktenbasierte» Pädagogik von BNE wider.
- Unterschiedliche soziokulturelle und familiäre Hintergründe der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen
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Die Konsum- und/oder Mobilitätsgewohnheiten der Schülerinnen und Schüler hängen weitgehend von ihrer soziokulturellen und familiären Sozialisation ab. Es geht der Lehrkraft (und den Mitschülerinnen und Mitschülern) keinesfalls darum, diese Gewohnheiten zu beurteilen oder zu verurteilen, sondern vielmehr darum, ihr Wissen und ihre Vorstellungen zu erweitern. Beispielsweise kann der Konsum von Bioprodukten auf den ersten Blick als nachhaltiger wahrgenommen werden, doch eine genauere Analyse kann Aspekte aufdecken, die den Schülerinnen und Schülern unbekannt sind (z. B. Transportweg einer Biofrucht im Vergleich zu einer nicht biologischen, aber lokalen Frucht). Diese Haltung der Lehrkraft spiegelt eine sogenannte «pluralistische» Pädagogik von BNE wider, die dafür plädiert, verschiedene Perspektiven, Ansichten und Werte aufzuzeigen, die in Diskussionen berücksichtigt werden und keine Ideologie oder einen zu erreichenden Zustand der Welt voraussetzen. Die Lehrkraft ist für die Qualität der Diskussion und die Richtigkeit der Fakten verantwortlich.
- Keine Vorschriften
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Die Lehrkraft muss sich darüber im Klaren sein, dass es nicht darum geht, «nachhaltige» Verhaltensweisen vorzuschreiben, sondern den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, einen kritischen Blick zu entwickeln, die Perspektive zu wechseln und ihre Sicht auf ein Objekt zu verändern. So wird die Diskussion zwar auf Fakten basieren (siehe Punkt 1), aber auch die Werte, Normen, Vorstellungen und unterschiedlichen Perspektiven der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen (siehe Punkt 2).
- Kommunikation mit den Eltern
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Eine mögliche Kommunikation mit den Eltern kann in Betracht gezogen werden, wenn die Lehrkraft der Meinung ist, dass diese sensibel auf die Beobachtung und Erforschung der Konsum- und/oder Mobilitätsgewohnheiten ihrer Kinder reagieren könnten.
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Umgang mit (natürlichen) Ressourcen
Es entstehen keine Kosten.