Wirkung in der Umweltbildung

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Die Themen Wirkung und Wirkungsorientierung beschäftigen viele NGOs und führen zu regen Diskussionen. Diese Website bietet eine Auswahl an Unterstützungsangeboten in Form von Arbeitshilfen, Broschüren und Links zu weiterführenden Angeboten. Die ausgewählten Good Practice-Beispiele geben einen Einblick, wie Umweltbildungsorganisationen ihr Angebot auf Wirkung ausgerichtet haben. Im Glossar werden die häufig verwendeten Begriffe und deren Bedeutung erläutert.

Bedeutung
Organisationen wollen mit ihrer Arbeit und ihren Projekten möglichst viel Positives für ihre Zielgruppen, die Gesellschaft und die Umwelt erreichen. Nachweise über den Nutzen und die Wirkung der von ihnen unterstützen Projekte fordern vermehrt auch die Geldgebenden. Positive Wirkung ist jedoch nicht einfach da und passiert auch nicht zufällig. Sie ist das Ergebnis einer systematischen, wirkungsorientierten Projektplanung, in welcher die Projektumsetzung «vom Ende her» gedacht wird: Ausgehend von konkreten Wirkungszielen, die erreicht werden sollen, werden die Massnahmen und Methoden zielgerichtet und effektiv ausgewählt.
Dieses «Vom Ende her»-Denken ist in erster Linie eine Haltung. Wirkungsorientierung bringt den grössten Nutzen, wenn sie durch die Motivation und den Drang ausgelöst ist, sich und seine Projekte verbessern zu können. Wirkungsorientierung ist damit ein Aspekt der gesamten Organisationskultur. Nicht nur die einzelnen Projekte oder Angebote stehen im Fokus der Wirkungsorientierung, sondern die Arbeit und das Team als Ganzes. Wirkungsorientierung ist somit auch ein «Lerngefäss» für eine Organisation, ihre Etablierung ein Bestandteil der Organisationsentwicklung.
 
Unterstützung
Die Anwendung von Wirkungsorientierung auf eigene Projekte kann Fragen aufwerfen. Die folgenden Arbeitshilfen und Unterstützungsangebote helfen, Antworten darauf zu finden.
 

Tools und Arbeitshilfen

Der 2019 veröffentlichte interaktive Online-Leitfaden «Projekte mit Wirkung» der Stiftung Mercator Schweiz zeigt auf, wie wirkungsorientierte Arbeit Schritt für Schritt geplant und umgesetzt werden kann. Nach einer kurzen Einführung zum Stellenwert von Wirkungsorientierung und in die Begrifflichkeiten wird die Methodik an Beispielen veranschaulicht. Der Leitfaden führt anhand des IOOI-Modells durch die zentralen Fragen der Wirkungsorientierung: Was ist unsere Vision, zu der wir beitragen wollen? (Impact) Welche konkreten Veränderungen wollen wir mit unserem Projekt erreichen? (Outcome) Was müssen wir tun, um die Outcome-Ziele zu erreichen? (Output) Welche Ressourcen benötigt unser Projekt? (Input) Der Leitfaden bietet zudem ein interaktives Tool, in welchem eine Wirkungslogik für das eigene Projekt erarbeitet und heruntergeladen werden kann
 
  Die Arbeitshilfe «Umweltbildung mit Wirkung», 2017 von der ZHAW und anders kompetent GmbH veröffentlicht, bietet Unterstützung, um ein Bildungsangebot wirkungsorientiert zu konzipieren. Sie zeigt exemplarisch auf, wie ein Kurs wirkungslogisch aufgebaut wird, welche entsprechenden Methoden benötigt werden und wie sich die Wirkung im Rahmen einer Evaluation schlussendlich messen lässt. Das Vorgehen wird Schritt für Schritt an einem konkreten Beispiel (Kurs «Naturnahe Gartengestaltung) aufgezeigt und erklärt.
 
Das Kursbuch Wirkung von Phineo bietet einen niederschwelligen Einstieg ins Thema «Wirkung». Es liegt seit 2016 auch in Englisch und seit 2018 in einer «Schweizer Edition» vor. Die praxisnahen und alltagstauglichen Instrumente, Tipps und Beispiele helfen, «Wirkungsorientierung» in den Projektalltag als festen Bestandteil zu integrieren. Die Autorinnen zeigen an einem fiktiven Beispiel (Projekt gegen Jugendarbeitslosigkeit) auf, wie ein Projekt wirkungsorientiert geplant, umgesetzt und schliesslich die Wirkung analysiert werden kann.
Das Kursbuch richtet sich insbesondere an (kleinere) Organisationen, die sich bisher erst wenig mit dem Thema «Wirkung» befasst haben. Ein wichtiges Ziel der Autorinnen ist deshalb, aufzuzeigen, dass es auch für Organisationen mit wenig Ressourcen möglich ist, ihre Arbeit wirkungsorientiert zu planen und zu überprüfen.
 
Phineo bietet zusätzlich zum Kursbuch die E-Learning-Website «Wirkung lernen»  in deutscher und englischer Sprache an. Interessierte können Schritt für Schritt die Inhalte des Kursbuches durchgehen.
 
Die Arbeitshilfe «Qualität und Wirkung von Lernmedienentwicklung in der Umweltbildung»  wurde 2019 von der FUB für das FUB-Collaboration LAB 2019 verfasst. Es ist ein Hilfsmittel für die Entwicklung von wirkungsvollen Lernmedien. Die Arbeitshilfe dient als Anregung für die Auseinandersetzung mit Fragen der Wirkung und Qualitätssicherung. Sie bietet eine Auswahl an möglichen Fragen, Instrumenten und Hilfestellungen, um den individuellen Arbeitsprozess zu initiieren und zu unterstützen. Der Prozess stützt sich dabei auf die Methode des «Design Thinking». Diese Methode hilft, die ganzheitliche Sicht auf das Vorhaben nicht zu verlieren und den Blick auf den Impact zu fokussieren.
English version
 

Beratung und Coaching

Grundlagen-Workshop
«Projekt mit Wirkung»
Die Stiftung Mercator Schweiz bietet zusammen mit der Beisheim Stiftung für Antragstellende und Interessierte regelmässig Workshops an, in denen neben Theorie und Fallbeispielen die Arbeit am eigenen Projekt im Zentrum steht. Die Kurse stützen sich auf den Online-Leitfaden der Stiftung. Die Grundlagen-Workshops stehen Interessierten offen. Die Kursdaten sind auf der Webseite publiziert. Anmeldungen sind über die Stiftung Mercator Schweiz möglich.
 
Coaching Verschiedene Organisationen bieten projekt- und organisationsbegleitende Coachings an. Meist sind diese jedoch kostenpflichtig. Spezialisiert auf Umweltbildungsprojekte sind die anders kompetent GmbH und die Forschungsgruppe Nachhaltigkeitskommunikation und Umweltbildung der ZHAW
 
Peer-to-peer- Coaching Kollegiale Beratung ist auch über Organisationsgrenzen hinaus eine bewährte Methode, um zu neuen Lösungen und Antworten in Bezug auf Wirkungsorientierung zu kommen. Empfehlenswert ist dabei, zu Beginn die Erwartungen und Rahmenbedingungen des Peer-to-peer-Coachings gemeinsam zu definieren.
 
aktualisiert am 14.12.2020
Good Practice
Wie sind andere Umweltbildungsorganisationen bei der Wirkungsorientierung vorgegangen? Was waren konkrete Herausforderungen und wie sind sie diesen begegnet?
Antworten auf diese Fragen ergeben sich aus den folgenden konkreten Beispielen.
 

Praxisbeispiele

 
Verein Grünwerk

Der Verein Grünwerk arbeitet vor allem im Bereich der Biodiversitätsförderung und -erhaltung. Für Kinder und Jugendliche in der Primarschule oder in der Freizeit werden unter dem Titel «Naturdetektive» verschiedene Natur- und Erlebnistage angeboten.
In den Jahren 2016 und 2017 erarbeitete der Verein Grünwerk ein didaktisches Konzept, um die bestehenden Bildungsangebote wirkungs- und handlungsorientierter zu gestalten. Die neu entwickelten Angebote wurden mit drei Schulklassen getestet, evaluiert und im Anschluss überarbeitet.
Der Wirkungsbericht ist nicht online verfügbar, weitere Informationen dazu sind beim Verein Grünwerk erhältlich.

Gespräch mit Beatrix Winistörfer, Verein Grünwerk

Weshalb habt ihr euch dazu entschlossen, das Thema Wirkungsorientierung anzugehen?

2015 hat das Umweltbildungsteam entschieden, das Ferienprogramm für Kinder im Primarschulalter genauer unter die Lupe zu nehmen. Anhand des Werkzeugkoffers der Naturschulen von Grün Stadt Zürich wurde das ganze Ferienprogramm analysiert. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass insbesondere beim Thema «Wirkung» und «Handlungsorientierung» noch Handlungsbedarf besteht.

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Acker Schweiz

Acker Schweiz verfolgt das Ziel, mehr Wissen über Naturzusammenhänge, Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft zu verbreiten sowie eine gesunde Ernährungsweise und nachhaltigen Konsum zu fördern.
Acker Schweiz hat 2018 zum ersten Mal eine Wirkungsanalyse durchgeführt. Im Bericht werden anhand des iooi-Wirkungsmodells die konkreten Impact- und Outcome-Ziele sowie der Input und Output der Bildungsarbeit beschrieben. Der Bericht gibt auch einen Einblick, wie bei der Evaluation methodisch vorgegangen wurde.
Wirkungsbericht 2018
Wirkungsbericht 2019

Gespräch mit Gina Spescha, Wirkungsmessung & Projekte, Acker Schweiz

Weshalb habt ihr euch dazu entschlossen, das Thema Wirkungsorientierung anzugehen?

Wir haben uns entschieden, das Wirkungsmodell und die Wirkungsziele von unserer Mutterorganisation in Deutschland zu übernehmen, da man nicht alles neu «erfinden» muss. Wichtig ist aber, Anpassungen zu machen hinsichtlich der eigenen Strukturen, Eigenheiten und Möglichkeiten. Deshalb haben wir unser Wirkungsmodell mit eigenen spezifischen Anliegen ergänzt.

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aktualisiert am 15.06.2021
Glossar
Das Thema «Wirkung» ist von Begriffen geprägt, die je nach Kontext unterschiedlich, teilweise auch synonym verwendet werden. Das folgende Glossar soll ein gemeinsames Verständnis der wichtigsten Begriffe und somit auch einen erleichterten Austausch unter den Umweltbildungsorganisationen zum Thema Wirkung ermöglichen.
 

Begriffe

Bedarfsanalyse Aus den Erkenntnissen der Bedarfsanalyse leiten sich die Anforderungen an ein Projekt ab. Es soll festgestellt werden, was die Zielgruppen benötigen und wie deren Bedürfnisse bzw. deren Bedarf erfüllt werden können. Eine Bedarfsanalyse wird vor der Entwicklung oder vor einer Überarbeitung eines Projekts durchgeführt. Die Bedarfsanalyse nimmt die gegebenen gesellschaftlichen Herausforderungen in den Blick, die konkrete Situation der Zielgruppe, analysiert aber auch bereits bestehende Angebote und Aktivitäten.
Folgende Fragen stellen sich beispielsweise:
Was ist das Problem und warum ist es relevant für die Umwelt/Gesellschaft?
Was sollen die Teilnehmenden lernen?
Gibt es bereits ein ähnliches Angebot an einer anderen Bildungsinstitution?
Was wollen die Teilnehmenden? Was sind ihre Interessen? In welcher Situation können sie die Kursziele umsetzen? Was können sie bereits? Welche Handlungsmöglichkeiten haben die Teilnehmenden überhaupt?
 
Bildungsziel Bildungsziele sind Ziele auf Ebene der Zielgruppe. Sie formulieren die Erwartungen an die Entwicklung der Teilnehmenden einer Bildungsveranstaltung. Im IOOI-Modell entsprechen sie den Outcomes, den direkten Veränderungen bei den Zielgruppen.
 
Effektivität Mit dem Kriterium der Effektivität wird beurteilt, wie gut die Wirkungsziele eines Projektes (die «Effekte») erreicht worden sind oder voraussichtlich erreicht werden. Effektivität beschreibt somit den Grad der (Outcome-)Zielerreichung, das heisst, des Ausmasses, in dem ein Projekt seine direkten Wirkungsziele erreichen kann.
 
Effizienz Effizienz ist ein Mass dafür, auf welche Art ein vorgegebenes Ziel erreicht wird. In der Regel bezieht es sich auf die Wirtschaftlichkeit eines Projekts, das heisst, auf das Verhältnis von Input zu Output: Wie viel Aufwand wird betrieben, um ein bestimmtes Resultat zu erzielen?
 
Impact Der Impact bezeichnet die indirekten oder langfristigen Wirkungen eines Projektes, die aus den direkten Wirkungen (den Outcomes) entstehen können. In der Regel handelt es sich dabei um Veränderungen auf der ökologischen, gesellschaftlichen oder ökonomischen Ebene, zu denen ein Projekt einen Beitrag leistet, die aber über den Einflussbereich des Projekts hinaus gehen. Zwischen einem Projekt und seinem Impact besteht somit kein direkter kausaler Bezug.
 
Indikatoren Indikatoren sind quantitative oder qualitative Hinweisgrössen für die Messung und Beurteilung eines Phänomens, das nicht direkt beobachtet bzw. gemessen werden kann. Im Kontext der Wirkungsevaluation sind Indikatoren Anhaltspunkte dafür, ob und inwiefern eine bestimmte Wirkung eingetreten ist: Woran erkenne ich, was zeigt mir an, ob ich meine Outcome-Ziele erreiche?
 
Input Der Input beschreibt die Ressourcen (Arbeitsstunden der Mitarbeitenden, benötigtes Material, Geld), die ein Projekt benötigt, um die Outputs zu realisieren. Die monetären Inputs sind in der Regel im Projektbudget abgebildet.
 
IOOI-Modell Die Abkürzung IOOI steht für Input – Output – Outcome – Impact. Das IOOI-Modell beschreibt den Zusammenhang der vier Dimensionen und somit zwischen Leistungen (Outputs) und Wirkungen (Outcomes und Impact).
 
Leistungen Unter Leistungen versteht man im IOOI-Modell den Output eines Projekts, der dank dem Input realisiert wird. 
 
Outcome Outcomes beschreiben die direkten Wirkungen eines Projektes, also die Veränderungen, die direkt bei der Zielgruppe erreicht werden (sollen). Es kann sich dabei um Veränderungen von Wissen, Einstellungen, Fähigkeiten oder auch Handlungsweisen handeln.
 
Output Outputs sind (greifbare) Leistungen, Angebote, Massnahmen oder Produkte, die im Verlaufe des Projektes mit Hilfe der Inputs realisiert werden. Zum Beispiel Lernmaterialien, Filme, Websites, Veranstaltungen, Kurse. Die Outputs sind nötig, um die die definierten Outcomes erreichen zu können.
 
Ressourcen Die Ressourcen sind das, was in ein Projekt investiert wird. Also die Inputs.
 
Wirkung Wirkungen sind direkte und indirekte Veränderungen, die durch eine bestimmte Intervention verursacht worden sind. Aus wirkungslogischer Perspektive setzen sich die Wirkungen eines Projekts aus den Outcome- und Impact-Zielen zusammen.
 
Wirkungsmodell Ein Wirkungsmodell veranschaulicht den logischen Zusammenhang zwischen Massnahmen und Wirkungen und zeigt somit auf, mit welchen Massnahmen (Outputs) die erwünschten Wirkungen (Outcomes) erreicht werden sollen.
 
Wirkungslogik Wirkungslogik wird in der Regel synonym mit Wirkungsmodell verwendet.
 
Wirkungsmessung, Wirkungsanalyse Mit der Wirkungsmessung soll aufgezeigt werden, ob und in welchem Masse die erwünschten Veränderungen eintreten/eingetreten sind. Dabei wird in der Regel auf die Erreichung der Outcome-Ziele fokussiert, da Impact-Ziele über den Einflussbereich des Projekts hinausgehen. Mit der Wirkungsanalyse wird beurteilt, ob die Wirkungsannahmen, auf denen ein Projekt aufbaut, stimmig sind.
 
Wirkungsorientierung   Ein wirkungsorientiertes Projekt ist darauf ausgelegt, Wirkung zu erzielen und wird entsprechend geplant und umgesetzt. Erwünschte Wirkungen werden als konkrete Ziele formuliert, an denen sich die Projektplanung ausrichtet.
 
Wirkungsziel Wirkungsziele bilden das Fundament für wirkungsorientierte (Projekt-)Arbeit. Sie umfassen die Zielformulierungen auf Outcome- und Impact-Ebene. Je konkreter und differenzierter die Wirkungsziele benannt sind, desto effektiver lassen sich die nötigen Leistungen (Outputs) bestimmen.
Im Bildungskontext wird der Begriff «Wirkungsziel» häufig gebraucht, um den Impact eines Angebots zu beschreiben.
 
Ziele Ziele umfassen die spezifisch definierten und operationalisierbaren Erwartungen sowohl in Bezug auf die Leistungen (Output-Ziele) wie auch auf die Wirkungen (Outcome- und Impact-Ziele). Ziele sollten SMART formuliert sein, also spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert.
 
aktualisiert am 14.12.2020

Diese Seite ist im Rahmen des 2. Collaboration Lab der Fachkonferenz Umweltbildung «Gemeinsam zu mehr Wirkung» vom 16. Januar 2020 entstanden. Die Veranstaltungsreihe «Collaboration Lab» will den Diskurs zum Thema «Qualität und Wirkung» sowie die Vernetzung unter den Akteuren der Umweltbildung und BNE fördern. Hinweise zu weiteren Hilfestellungen rund um "Qualität und Wirkung" wie Good Practice-Beispiele, Tools oder Beratungsangebote sind willkommen!

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Christoph Frommherz
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