Ein Rezept für Lehrpersonen
30.09.2025

Wie lässt sich BNE in den Unterricht integrieren?
Die mit einem markierten Punkte bezeichnen die Elemente, die im Text erläutert werden.
Das «BNE-Rezept» bringt die zentralen Zutaten der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zusammen. Es richtet sich sowohl an Lehrpersonen, die erste Erfahrungen sammeln, als auch an bereits Erfahrene – und lässt sich auf unterschiedlichste Kontexte übertragen. Es muss nicht Schritt für Schritt befolgt werden, sondern versteht sich in erster Linie als Leitfaden und Ideensammlung.
Das Gericht: Ich richte meinen Unterricht auf eine Kompetenz aus, die ich mit meinen Schüler/innen erarbeiten möchte
Ausgangspunkt ist die Kompetenz, die ich bei meinen Schülerinnen und Schülern fördern möchte, beispielsweise Empathie (sozio-emotionale Kompetenz). Indem ich den Unterricht bewusst auf eine bestimmte Kompetenz ausrichte, erhält er einen roten Faden und knüpft gleichzeitig Verbindungen zur BNE. Die von éducation21 formulierten BNE-Kompetenzen basieren auf den drei Schweizer Lehrplänen (PER, LP21, Piano di studio) – eine verlässliche Grundlage für meinen Unterricht.
Die Zutaten: Ich wähle aus, was ich brauche
Sobald die Kompetenz feststeht, wähle ich die passenden Zutaten für einen BNE-orientierten Unterricht. Entscheide ich mich beispielsweise für das Fach Französisch, nutze ich pädagogisches Material, um gezielt Empathie zu fördern – etwa aus dem Katalog von éducation21. Ebenso kann ich meinen Unterricht thematisch ausrichten, zum Beispiel am Thema Tiere, wofür sich das Themendossier «Tier» von éducation21 eignet.
Zusätzlich beziehe ich die Infrastruktur meiner Schule ein: gibt es eine «Ruheecke», in der Kinder ihren Emotionen Raum geben und sie benennen können? oder einen Schulgarten, der das Zugehörigkeitsgefühl zur Natur stärkt? Schliesslich achte ich darauf, meinen Unterricht mit der Vision der Schule zu verknüpfen. Liegt der Schwerpunkt etwa auf der psychischen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, knüpfe ich direkt daran an.
Die Zubereitung: Ich integriere die pädagogischen und didaktischen Ansätze der BNE
Sind die Zutaten bereit, geht es an die Umsetzung – in der Klasse oder gegebenenfalls in der ganzen Schule. Ich setze aktive Lehr- und Lernmethoden ein: schülerzentriert, entdeckend oder kooperativ. Entscheidend sind dabei die folgenden Elemente:
- eine solide faktische Grundlage für einen wissenschaftlich fundierten Unterricht,
- ein pluralistischer Ansatz, der unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt,
- eine transformative Herangehensweise, die die Lernenden dazu anregt, ihre Vorstellungen zu reflektieren und zu hinterfragen – ohne jemals eine Haltung vorzuschreiben.
Konkrete Umsetzung durch die Schülerinnen und Schüler
Zum Thema Tiere und der Kompetenz «Empathie» formuliere ich beispielsweise die folgende BNE-Leitfrage: «Sollten wir alle Tiere gleich behandeln?» Diese Frage strukturiert meinen Unterricht. Die Lernenden erkunden daraufhin die fünf Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung (Gesellschaft, Wirtschaft, Ökologie, Zeit, Raum). Sie ordnen und hinterfragen etwa die unterschiedlichen Rollen von Tieren (Haustiere, Nutztiere, Wildtiere) und die damit verbundenen Wahrnehmungen. Anschliessend können die Schülerinnen und Schüler ein konkretes Projekt entwickeln, z. B. indem sie eine Möglichkeit an der Schule oder in der näheren Umgebung identifizieren – und so ihre aktive Teilnahme fördern.
Die Kunst der Zubereitung: Ich reflektiere meine eigene Haltung als Lehrperson in der BNE
Die Haltung der Lehrperson ist entscheidend. Es gilt, sich über aktuelle Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten, die eigenen Werte zu klären – und vor allem, die eigenen Überzeugungen nicht aufzudrängen. Ziel ist es, ein Lernklima zu schaffen, in dem Dialog und kritisches Denken ihren Platz haben.
Wir wünschen guten Appetit! 😉
Der whole school approach: Verbindungen zur ganzen Schule Hinter dieser Bezeichnung steckt die Idee, das, was im Unterricht gelehrt und gelernt wird, mit dem abzugleichen, was im ganzen Schulalltag gelebt wird. Stellen Sie sich folgende Situationen vor: Das Thema Geschlechtergleichheit wird in einer Schule unterrichtet, in der ausschliesslich Lehrerinnen arbeiten; das Thema Plastikverschmutzung wird behandelt, während in der Schule Einwegbesteck, Plastikbecher und -verpackungen verwendet werden; oder in einer Schule ohne Klassen- oder Schulräte wird die Bedeutung von Partizipation hervorgehoben. Lernen gelingt am besten, wenn Unterricht und Schulleben miteinander im Einklang stehen. Indem ich gezielt Verbindungen zwischen beiden herstelle, trage ich dazu bei, Brücken zu bauen und die gesamte Schule in die BNE einzubeziehen. |
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Diese Ansätze müssen – und können – nicht alle in wenigen Unterrichtslektionen «abgedeckt» werden. Deshalb empfehlen wir, mit einer BNE-Frage zu starten und nach und nach die fünf Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung einzubeziehen. Auf diese Weise steigen Sie entspannt in die BNE ein, ohne sich unter Druck zu setzen. Anschliessend können Sie die Vorgehensweise erweitern, vertiefen und fortführen: Interdisziplinarität, Zukunftsvisionen sowie ethische und politische Fragen lassen sich je nach Interesse, Möglichkeiten und Bedürfnissen einbeziehen. So passen Sie das «Rezept» an Ihren spezifischen Kontext an. |
Der aus der politischen Bildung in Deutschland stammende Beutelsbacher Konsens dient Lehrpersonen als Orientierungshilfe und beruht auf drei zentralen Grundsätzen:
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