Demokratie - keine Selbstverständlichkeit!

Bildquelle: Monika Rybníčková

Demokratie ist weit mehr als die Stimmabgabe an der Urne. Sie umfasst zentrale gesellschaftliche Werte, Prinzipien, Institutionen und Prozesse, die unser Zusammenleben prägen und gestalten. Als Bürgerinnen und Bürger sind wir gefordert, diese fortlaufend zu reflektieren, neu auszuhandeln und auch in alltäglichen Situationen zu leben. Eines ist daher klar: Demokratie ist keine Selbstläuferin – sie braucht Engagement, Bewusstsein, Kompetenz und eine Gesellschaft, die bereit ist, die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Dieses Themendossier bietet Ihnen vielfältige Anregungen und Lernmaterialien, um historische, gesellschaftliche und politische Zusammenhänge zu verstehen, Demokratie im Schulalltag erlebbar zu machen und zentrale Fragen rund um die Demokratie aufzugreifen. All dies dient dem Ziel, die Demokratie für die Zukunft zu stärken.

BNE

BNE-Relevanz

Demokratie hat viele Gesichter. Es gibt weder eine einheitliche Definition noch eine universell anerkannte Theorie. Ein Blick in die Geschichte und auf aktuelle Entwicklungen zeigt zudem, dass Demokratie weder selbstverständlich noch ein abgeschlossener Prozess ist. Sie wandelt sich ständig und ist weit mehr als nur eine Regierungsform, die ermöglicht zu wählen und abzustimmen. Demokratie umfasst zentrale gesellschaftlicher Werte, Prinzipien, Institutionen und Prozesse, die unser Zusammenleben prägen und gestalten.

Demokratie lebt von einer aktiven Bevölkerung, die bereit und in der Lage ist, gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten. Genau hier setzt Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) an, die die Themen Politik und Demokratie thematisiert, indem sie über eine klassische Staatskunde (Wissensvermittlung) hinausgeht. Schülerinnen, Schüler und Lernende sollen befähigt werden, sich auch zu komplexen, aber altersgerechten Themen eine eigene Meinung zu bilden. Im Zentrum stehen dabei Fragen wie: Wie und wo finde ich welche Informationen? Welche Quellen sind vertrauenswürdig? Wie gehe ich mit unterschiedlichen Argumenten und Perspektiven um? Und wie forme ich daraus meine eigene Meinung?
Zudem werden zentrale Kompetenzen wie aktives Zuhören, Empathie, Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit, auch Wahl-/Abstimmungsniederlagen auszuhalten, gezielt gefördert und eingeübt.

Gelernt werden diese Kompetenzen an Lerngegenständen, die unmittelbar an die Lebenswelt der Schüler/innen und Lernenden anknüpfen und ihr Interesse wecken. Laut dem Jugend- und Politikmonitor (2023) sind dies beispielsweise Rassismus, Diskriminierung, Klimawandel, psychische Gesundheit oder aber auch gesellschaftliches Engagement, welches projektorientiertes Lernen ermöglicht. 
 

1. Zyklus

Politische Bildung und damit auch das Thema «Demokratie» beginnen schon im ersten Zyklus. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei, wie Entscheidungen zustande kommen, wie man verantwortungsvoll für andere entscheidet, Machtverhältnisse hinterfragt und über Sanktionen nachdenkt (NMG 10.4). Ebenso wichtig ist es, dass Schülerinnen und Schüler früh üben, für ihre eigenen Interessen und Meinungen einzustehen, aktiv mitzusprechen und dementsprechend auch Verantwortung übernehmen (vgl. Themendossier Partizipation (er)leben!). Das lässt sich zum Beispiel mit einem altersgerechten Klassenrat trainieren (NMG 10.5). Da Demokratie auch ein Wertesystem ist, lohnt es sich, mit Kindern darüber zu sprechen, was ihnen persönlich wichtig ist. Philosophische Gespräche helfen, über materielle und immaterielle Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken (NMG 11.3). Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext von «Demokratie» auseinander zu setzen. Weitere BNE-Fragen Wie können wir in unserer Klasse faire Entscheidungen treffen, sodass alle zufrieden sind? Was bedeutet es für mich, über andere bestimmen zu können (z. B. Chef/in zu sein)? Warum brauchen wir Regeln, damit wir gut zusammenleben können? Was können wir tun, wenn sich jemand nicht an Regeln hält? Was brauche ich, damit ich mich in unserer Klasse oder Schule wohlfühle? Brauchen wir alles, was wir uns wünschen? Wie gehen wir damit um, wenn Wünsche nicht erfüllt werden? Was ist das Mindeste, das alle Menschen brauchen, um gut und glücklich zu leben?  Bedeutet ein gutes Leben für alle das Gleiche?
Film
	Zur Zeit haben wir für diese Stufe keine Angebote.
Lernmedien
	Im Dschungel wird gewählt (Buch) Die Tiere organisieren sich, um dem Machtanspruch des Löwen etwas entgegenzusetzen. Sie organisieren eine Wahl. So lernen die Lesenden wichtige Elemente und die entsprechenden Begriffe einer Demokratie kennen.
	Partizipation (PDF) Das Heft aus der Reihe «Arbeitsblätter zur Demokratieerziehung in der Grundschule» widmet sich der politischen Partizipation, stellt verschiedene Demokratiewerkzeugen dar und enthält eine Anleitung für ein kleines politisches Projekt.
	Wer tanzt schon gern allein? (Buch) Das Bilderbuch bietet 25 Geschichten und Gedichte zu Situationen aus dem Zusammenleben von Menschen. Die meist offenen Enden fördern eine eigene Urteilsbildung und ermöglichen vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Unterricht.
	Die 50 besten Demokratie-Spiele für Grundschulkinder (Buch) Die Sammlung bietet kurze, praxistaugliche Spiele zur Demokratiebildung, verknüpfen BNE-Themen und eröffnen Zugänge, um eigene Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.
	Demokratie lernen (Heft)  Das Heft fördert demokratische Kompetenzen mit Übungen, Anleitungen und Arbeitsblättern. Themen wie eigene Stimme, Dilemmata, Migration, Gewaltenteilung und Gerechtigkeit bieten vielseitige Impulse für den Unterricht.
	Mireille Meise (Heft) Als die Nachbarn von Mireille Meise im Frühling auf ihren Baum zurückkehren, werden rauschende Feste gefeiert - bis es dem Baum immer schlechter geht. An einer Sitzung beschliessen die Vögel Regeln für ein gelingendes Zusammenleben.
	Praxisbox Klassenrat für die Grundschule (Medienmix) Wie kann Partizipation im Unterricht ermöglicht werden? Die Box beinhaltet alle Materialien, welche für die Umsetzung eines Klassenrates benötigt werden. Eine Broschüre bietet zudem Umsetzungstipps und Hintergrundwissen.
Praxisbeispiele
	Was kann alles glücklich sein? - Philosophieren mit Kindern Bei der Unterrichtsmethode «Philosophieren mit Kindern» sind die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, über eine philosophische Frage nachzudenken und miteinander darüber zu diskutieren. Dabei sollen die Kinder unbekümmert ihre Gedanken äussern und anderen zuhören können.
Ausserschulische Angebote
	BuchBesuch «Der grosse Schneemann» (Baobab Books) Ausgehend vom persisch-deutschen Bilderbuch «Der grosse Schneemann» wird das Entstehen von Machtverhältnissen und deren Aufrechterhaltung thematisiert.

2. Zyklus

Politische Bildung beginnt bereits auf der Primarstufe. Im Zyklus 2 ist Demokratie ein verbindliches Unterrichtsthema. Die Schülerinnen und Schüler sollen an konkreten Beispielen – etwa Demokratie und Monarchie – lernen, wie Macht verteilt ist (NMG 10.4). Auch Alltagssituationen eignen sich, um über Macht und Sanktionen nach Regelverstössen nachzudenken. Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler politische Prozesse aktiv erleben (NMG 10.5): •    Einführung eines Schüler/innen-Rats, •    Demokratische Wahl wohin die Schulreise führen soll, •    Einführung einer «Klasseninitiative», um spielerisch und praxisnah die «Volksinitiative» kennen zu lernen.  Demokratie bedeutet jedoch mehr, als nur politische Abläufe zu verstehen. Sie ist auch ein Wertesystem. Schülerinnen und Schüler setzen sich deshalb mit dem Engagement anderer Menschen auseinander und reflektieren, welche Motive und Werte dahinterstehen (z. B. Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Solidarität). Zudem hinterfragen sie ihr eigenes Handeln, zum Beispiel im zwischenmenschlichen Umgang oder im Umgang mit Ressourcen, und überlegen, welche Werte darin sichtbar werden. Diese Werte werden miteinander verglichen und diskutiert (NMG 11.3).  Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext von «Demokratie» auseinander zu setzen. Weitere BNE-Fragen Was bedeutet es, ein Land verantwortungsvoll zu regieren? Wann sind Strafen oder Sanktionen gerecht? Was bedeutet es, Macht zu haben und wie kann man damit verantwortungsvoll umgehen? Was macht eine Wahl gerecht? Ist ein Mehrheitsentscheid fair? Für welche Anliegen (in unserem Ort) wollen wir uns engagieren? Was bedeutet es, solidarisch zu sein und wie können wir das im Alltag zeigen? Was heisst Gerechtigkeit für mich und wie können wir sie in der Schule leben?
Film
	Zurzeit haben wir für diese Stufe keine Angebote.
Lernmedien
	Im Dschungel wird gewählt (Buch) Die Tiere organisieren sich, um dem Machtanspruch des Löwen etwas entgegenzusetzen. Sie organisieren eine Wahl. So lernen die Lesenden wichtige Elemente und die entsprechenden Begriffe einer Demokratie kennen.
	Partizipation (PDF) Das Heft aus der Reihe «Arbeitsblätter zur Demokratieerziehung in der Grundschule» widmet sich der politischen Partizipation, stellt verschiedene Demokratiewerkzeugen dar und enthält eine Anleitung für ein kleines politisches Projekt.
	Die 50 besten Demokratie-Spiele für Grundschulkinder (Buch) Die Sammlung bietet kurze, praxistaugliche Spiele zur Demokratiebildung, verknüpfen BNE-Themen und eröffnen Zugänge, um eigene Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.
	Demokratie lernen (Heft) Das Heft fördert demokratische Kompetenzen mit Übungen, Anleitungen und Arbeitsblättern. Themen wie eigene Stimme, Dilemmata, Migration, Gewaltenteilung und Gerechtigkeit bieten vielseitige Impulse für den Unterricht.
	Wer tanzt schon gern allein? (Buch) Das Bilderbuch bietet 25 Geschichten und Gedichte zu Situationen aus dem Zusammenleben von Menschen. Die meist offenen Enden fördern eine eigene Urteilsbildung und ermöglichen vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Unterricht.
	Mireille Meise (Heft) Als die Nachbarn von Mireille Meise im Frühling auf ihren Baum zurückkehren, werden rauschende Feste gefeiert - bis es dem Baum immer schlechter geht. An einer Sitzung beschliessen die Vögel Regeln für ein gelingendes Zusammenleben.
	Demokratie! (Bilderkarten) Die 37 Bildkarten laden Gruppen dazu ein, spielerisch über drei grundlegende Fragen zur Demokratie zu diskutieren: Was hat Demokratie mit mir zu tun? Wie funktioniert sie im Alltag? Wie wollen wir unser Zusammenleben gestalten?
	Praxisbox Klassenrat für die Grundschule (Medienmix) Wie kann Partizipation im Unterricht ermöglicht werden? Die Box beinhaltet alle Materialien, welche für die Umsetzung eines Klassenrates benötigt werden. Eine Broschüre bietet zudem Umsetzungstipps und Hintergrundwissen.
	Wir wählen! (PDF) Bei demokratischen Wahlen entscheidet die Mehrheit. Soziokratische Entscheidungen jedoch kommen nach dem "Kein-Einwand-Prinzip" zustande. Dies bedingt, dass alle Beteiligten über mehrere Stufen mitdenken, abwägen und argumentieren.
Praxisbeispiele
	​​Was kann alles glücklich sein? - Philosophieren mit Kindern Bei der Unterrichtsmethode «Philosophieren mit Kindern» sind die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, über eine philosophische Frage nachzudenken und miteinander darüber zu diskutieren. Dabei sollen die Kinder unbekümmert ihre Gedanken äussern und anderen zuhören können.
	Ein positives, gerechtes und nachhaltiges Klima in der Klasse entwickeln Wie kann man in der Schule personale und soziale Kompetenzen fördern? Dieses Praxisbeispiel bietet Erklärvideos, die die Aneignung von BNE-Tätigkeiten, je nach den Gegebenheiten der Klasse und der Lehrkraft, fördern.
	Zusammenleben Ausgehend von der Beobachtung, dass die Gewaltbereitschaft in der Schule zugenommen hat, organisierten Schülerinnen und Schüler von 10 Klassen gemeinsam Workshops zur Stärkung des Zusammenhalts zwischen Schülerinnen und Schülern.
	Taten statt Worte - Service Learning – werde ein Teil der Lösung! Ziel von Service Learning ist einerseits die Stärkung der Demokratie und der Zivilgesellschaft, andererseits auch eine Veränderung des Unterrichts und der Lernkultur herbei zu führen.
Ausserschulische Angebote
	BuchBesuch «Der grosse Schneemann» (Baobab Books) Ausgehend vom persisch-deutschen Bilderbuch «Der grosse Schneemann» wird das Entstehen von Machtverhältnissen und deren Aufrechterhaltung thematisiert.

3. Zyklus

Im Zyklus 3 setzen sich die Schülerinnen und Schüler vertieft mit der schweizerischen Demokratie auseinander. Sie lernen zentrale Instrumente der politischen Mitwirkung kennen, verstehen die Gewaltenteilung zwischen Gemeinde, Kanton und Bund und setzen sich mit wichtigen historischen Entwicklungen wie dem Frauenstimmrecht auseinander (RZG 5.1 / RZG 8.1). Aus der Perspektive einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) überlegen sie zudem, wie sich demokratischen Instrumente, Prozesse und Institutionen künftig weiterentwickeln könnten, um den sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Zudem lernen die Schülerinnen und Schüler auch internationale demokratische Organisationen (z. B. UNO) kennen und vergleichen das politische System der Schweiz mit europäischen Ländern (RZG 8.3). Demokratie bedeutet jedoch mehr als das Kennenlernen von Instrumenten, Prozessen und Institutionen – sie ist ein Wertesystem, das im Alltag gelebt wird. In Konfliktsituationen üben die Schülerinnen und Schüler daher, gemeinsam Lösungen zu finden – etwa durch Abstimmungen, Konsenssuche oder soziokratische Entscheidungsverfahren. Dabei lernen sie, Pro- und Contra-Argumente zu erarbeiten, klar zu formulieren und in Debatten überzeugend zu vertreten (ERG 5.6). Ausserdem analysieren sie alltägliche Situationen (z. B. Schule, Arbeitschancen, Bürgerrechte und -pflichten) im Hinblick auf demokratische Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Verantwortung, Solidarität und Menschlichkeit. Dabei diskutieren sie, wie sich diese Werte im Laufe der Zeit verändern (ERG 2.1). Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext von «Demokratie» auseinander zu setzen. Weitere BNE-Fragen Wie können wir mit der Komplexität von Volksabstimmungen umgehen, so dass alle verstehen, worum es geht? Was bedeutet Demokratie für mich und wie lebe ich sie in meinem Alltag? Wie können wir die Demokratie für die Zukunft stärken? Welche Erwartungen haben wir an die «Politische Bildung» an unserer Schule? Wie bleiben wir als Gesellschaft gut informiert und welche Rolle spielen Medien dabei? Wie können wir faire Entscheidungen treffen, die auch Minderheiten berücksichtigen? Wie viel Wahlbeteiligung braucht es für eine starke Demokratie und ist eine niedrige Wahlbeteiligung ein Zeichen von schlechter Demokratie? Wie kann ich mich beteiligen/mitentscheiden, obwohl ich noch nicht stimmberechtigt bin? Welchen Einfluss sollen Lobbygruppen in unserem politischen System haben - wo liegen Chancen und Risiken? Was brauche ich, um Vertrauen in die Politik aufzubauen, und wie kann das gestärkt werden?
Film
	Wangari Maathai: Friedensnobelpreisträgerin und Kämpferin (Dokumentarfilm, 53 Min.) Der Film porträtiert die Kenianerin Wangari Maathai, eine engagierte Umweltaktivistin und Kämpferin für Menschenrechte und Demokratie, die 2004 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde.
​	Wärmer als das Klima (Dokumentarfilm, 51 min.) «Plus chauds que le climat » ist ein Film über die Klimabewegung von Jugendlichen in der Schweiz. Exemplarisch werden fünf junge, politisch aktive Gymnasiasten/innen aus Biel portraitiert, die über ein Jahr lang von einem Filmteam begleitet werden.
Lernmedien
​	Demokratie - was hat das mit mir zu tun? (PDF) Macht es Sinn, an einer Demonstration teilzunehmen? Die Schüler/innen lernen anhand eines Mystery die Grundelemente einer Demokratie und Möglichkeiten politischer Partizipation kennen.
	Was heisst hier Demokratie? (PDF) Die 36 Arbeitsblätter auf jeweils drei Niveaustufen decken eine grosse thematische Breite ab und bieten verschiedene Perspektiven und Zugänge zum Thema Demokratie
	Heisse Themen - cool verpackt! (PDF) Wie moderiert man Debatten zu komplexen, kontroversen Themen? Dieser Leitfaden bietet Lehrpersonen Tipps, um Kompetenzen im Umgang mit politischen Themen und Meinungsvielfalt zu entwickeln.
	Demokratie! (Bilderkarten) Die 37 Bildkarten laden Gruppen dazu ein, spielerisch über drei grundlegende Fragen zur Demokratie zu diskutieren: Was hat Demokratie mit mir zu tun? Wie funktioniert sie im Alltag? Wie wollen wir unser Zusammenleben gestalten?
	Wir wählen! (PDF) Bei demokratischen Wahlen entscheidet die Mehrheit. Soziokratische Entscheidungen jedoch kommen nach dem "Kein-Einwand-Prinzip" zustande. Dies bedingt, dass alle Beteiligten über mehrere Stufen mitdenken, abwägen und argumentieren.
	Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie (Buch) In kurzen Texten erklärt das Jugend-Lesebuch, was die Menschenrechte bedeuten, wer sie umsetzt und verteidigt, wie Demokratie das Zusammenleben regelt und welche Möglichkeiten der eigene Alltag bietet, Zivilcourage zu üben.
	ja - nein - vielleicht? (PDF) Die Webseite bietet neun Rollenspiele zu demokratierelevanten Themen für den Unterricht. Sie ermöglichen die Einübung von Entscheidungs-, Handlungs- oder Beurteilungskompetenzen.
	Mein Demokratie-Journal, Kommentar und Arbeitsheft (Heft) Was heisst es, Bürger/in zu sein? Das Arbeitsheft regt die Schüler/innen an, sich mit dieser und anderen Fragen zu Politik und Demokratie auseinanderzusetzen. Der Kommentar bietet methodisch vielfältige Unterrichtseinheiten.
	Demokratie in der Schule (Heft) Nach einem Einstieg zum Thema werden verschiedene Ebenen der Mitbestimmung analysiert, Rechte und Pflichten im Bildungsbereich beleuchtet, Bezüge zu den Kinderrechten geschaffen und verschiedene Modelle der Partizipation verglichen.
Praxisbeispiele
	​​​​Was kann alles glücklich sein? - Philosophieren mit Kindern Bei der Unterrichtsmethode «Philosophieren mit Kindern» sind die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, über eine philosophische Frage nachzudenken und miteinander darüber zu diskutieren. Dabei sollen die Kinder unbekümmert ihre Gedanken äussern und anderen zuhören können.
	Taten statt Worte - Service Learning – werde ein Teil der Lösung! Ziel von Service Learning ist einerseits die Stärkung der Demokratie und der Zivilgesellschaft, andererseits auch eine Veränderung des Unterrichts und der Lernkultur herbei zu führen.
Ausserschulische Angebote
	Menschenrechte kennenlernen (Amnesty International Schweizer Sektion) Anhand von Fallbeispielen lernen die Schüler/innen verschiedene Menschenrechte kennen. Sie erarbeiten zudem Möglichkeiten, wie sie selbst im Alltag für ihre Rechte und Rechte anderer einstehen können.
	engage-Atelier «Politik erleben» (Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ Pro Juventute Schweiz) Im engage-Atelier «Politik erleben» erfahren die Schüler/innen, wie ihre Gemeinde funktioniert und wie sie sich für ihre Anliegen und Ideen stark machen können.
	Demokratiebausteine (Demokrative) Lernmodule, die demokratische Werte aus historischer, vergleichender, praktischer und persönlicher Perspektive erfahrbar machen.
	SpielPolitik! (Schulen nach Bern) Das Planspiel umfasst die Vor- und Nachbereitung im Klassenzimmer, sowie zwei Projekttage im Bundeshaus. Die Klassen bereiten sich vor, indem sie ein politisches Anliegen als Volksinitiative formulieren.
	«ARTOUT»: Meinungsfreiheit mit Stift und Stimme (Amnesty international) Mit einer Kunstform experimentieren, um eigene Meinungen und Anliegen auszudrücken, ohne andere zu diskriminieren.
	Debattierworkshop (Netzwerk schweiz debattiert) In einer strukturierten Debatte lernen Schülerinnen und Schüler, wie sie zu gesellschaftlich relevanten Fragen Stellung beziehen und ihre Positionen begründen können.

Sek II

Anhand aktueller politischer Themen und Fragestellungen erweitern die Schülerinnen, Schüler und Lernenden ihr Wissen und ihre Kompetenzen rund um Demokratie. Sie lernen, die drei politischen Bezugsebenen – Schweiz, Europa und Welt – voneinander zu unterscheiden und deren wechselseitige Abhängigkeiten zu erkennen. Zu Herausforderungen wie etwa Klimawandel, Migration, Rassismus oder psychischer Gesundheit entwickeln sie Strategien, um ihre Interessen und Meinungen als Bürgerinnen und Bürger wirksam zu vertreten. Demokratie wird so als lebendiges Instrument erfahrbar, mit dem sich die Zukunft aktiv mitgestalten lässt. Gleichzeitig umfasst Demokratie ein Bündel zentraler gesellschaftlicher Werte, die kontinuierlich reflektiert, ausgehandelt und gelebt werden müssen. Die Schüler/innen und Lernenden setzen sich mit ihren eigenen Wertvorstellungen auseinander, indem sie zu aktuellen politischen Fragen Stellung beziehen oder die im Themendossier bereitgestellten BNE-Fragen nutzen. Sie vergleichen, reflektieren und schärfen dabei ihre Haltungen und entwickeln einen persönlichen ethischen Bezugsrahmen, der ihnen Orientierung bietet. Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der Nachhaltigen Entwicklung im im Kontext von «Demokratie» auseinander zu setzen. Weitere BNE-Fragen Welche Formen von Demokratie könnten in Zukunft zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen? Wie können wir als Schule «Politische Bildung» so gestalten, dass wir selbstbestimmt und verantwortungsvoll in einer Demokratie mitwirken können? Welche Regierungsformen fördern langfristig eine nachhaltige Entwicklung am besten und warum? Wie können wir als Klasse den Lokaljournalismus unterstützen, damit die Medienvielfalt erhalten bleibt?  Was bedeutet es für mich, Demokratie im Alltag zu leben (privat, in der Schule, in der Gesellschaft)? Wie können wir gemeinsam Wege finden, um der Angst vor zunehmendem Autoritarismus konstruktiv zu begegnen? Wie viel Wahlbeteiligung braucht es für eine starke Demokratie und ist eine niedrige Wahlbeteiligung ein Zeichen von schlechter Demokratie? Welche politischen Instrumente können mehr Mitbestimmung für Nicht-Stimmberechtigte ermöglichen? Wäre das sinnvoll? Wieso, wieso nicht? Zahlenspiel von Comedian und Politologe Michael Elsener (vgl. Hintergrundwissen): Ein Siebtel bestimmt für das ganze Land – ist das demokratisch und was bedeutet das für die Demokratie der Zukunft? Was brauche ich, um Vertrauen in die Politik aufzubauen, und wie kann das gestärkt werden?
Film
	Wärmer als das Klima (Dokumentarfilm, 51 min.) «Plus chauds que le climat » ist ein Film über die Klimabewegung von Jugendlichen in der Schweiz. Exemplarisch werden fünf junge, politisch aktive Gymnasiasten/innen aus Biel portraitiert, die über ein Jahr lang von einem Filmteam begleitet werden.
	Wangari Maathai: Friedensnobelpreisträgerin und Kämpferin (Dokumentarfilm, 53 Min.) Der Film porträtiert die Kenianerin Wangari Maathai, eine engagierte Umweltaktivistin und Kämpferin für Menschenrechte und Demokratie, die 2004 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde.
Lernmedien
	Heisse Themen - cool verpackt! (PDF) Wie moderiert man Debatten zu komplexen, kontroversen Themen? Dieser Leitfaden bietet Lehrpersonen Tipps, um Kompetenzen im Umgang mit politischen Themen und Meinungsvielfalt zu entwickeln.
​	Deine Stimme (Webseite) In der Online-Simulation werden die Schülerinnen und Schüler Teil eines fiktiven Wahlprozesses. Sie lernen politische Aussagen kritisch zu reflektieren, erkennen populistische Einflüsse und verstehen deren Folgen.
​	Was heisst hier Demokratie? (PDF) Die 36 Arbeitsblätter auf jeweils drei Niveaustufen decken eine grosse thematische Breite ab und bieten verschiedene Perspektiven und Zugänge zum Thema Demokratie.
	Demokratie und Mitgestaltung (Heft) Was unterscheidet eine Demokratie von einer Diktatur, Meinungen von Tatsachen, Rechte von Pflichten? Die Lernenden analysieren politische Haltungen und üben sich im Argumentieren und Debattieren.
​	Spiele im Politikunterricht (Heft) Die fünf Spielvorschläge zu politischen Entscheidungsprozessen befassen sich u.a. mit der Mitgestaltung der Schulentwicklung, dem Erkennen von Interessenskonflikten in der Gemeindepolitik und mit dem Dilemma von Videoüberwachungen.
​	Politik in der digitalen Gesellschaft (Heft) Mit Diskussions- und Interpretationsaufträgen wird untersucht, welche Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft etwa die Blockchain-Technologie, das Darknet, die Künstliche Intelligenz oder die Macht von sozialen Medien haben.
	ja - nein - vielleicht? (Webseite, PDF) Die Webseite bietet neun Rollenspiele zu demokratierelevanten Themen für den Unterricht. Sie ermöglichen die Einübung von Entscheidungs-, Handlungs- oder Beurteilungskompetenzen.
	Populismus - Herausforderung für die Demokratie? (Heft) Inwiefern fordert Populismus die Demokratie heraus? Die Schüler/innen analysieren Karikaturen, Wahlslogans, Statistiken und Talkshows, arbeiten mit Texten oder führen eine Pro-Kontra-Debatte durch.
	Demokratie und Autokratie (Heft) Die Lernenden beschäftigen sich mit dem Unterschied von autoritären und demokratischen Staaten und gehen der Frage nach, ob auch in unserer Demokratie die Gefahr autokratischer Tendenzen besteht.
	Demokratie und Digitalisierung (Heft) Die Schüler/innen setzen sich kritisch mit dem Einfluss der Digitalisierung auf die Demokratie auseinander und erwerben Kenntnisse und Kompetenzen für eine gelingende Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen.
	Mehr als eine Demokratie (Buch) Das Buch leitet an zur Auseinandersetzung mit Demokratie als System, als Gesellschafts- und als Lebensform. Die Verbindung von Inhalts- und Prozessebene ermöglicht eine erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit demokratischen Prinzipien.
Praxisbeispiele
	Lernmodul Demokratiebausteine am Gymnasium NMS Bern Wer darf in einer Demokratie mitbestimmen? Ist Demokratie gerecht, obwohl man es nie allen recht machen kann? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigten sich die Schüler/-innen im Ergänzungsfach Geschichte am Gymnasium der NMS in Bern.
	Pädagogisches Escape Game zum Thema Migration​ - ​​Kooperatives und immersives Lernen​ Dieses Praxisbeispiel veranschaulicht das pädagogische Escape Game zum Thema Migration, das interdisziplinäre Rätsel, Zusammenarbeit und Bürgersinn verbindet und die Schülerinnen und Schüler sowohl als Spielerinnen und Spieler als auch als Game Masters einbezieht.
Ausserschulische Angebote
	Menschenrechte kennenlernen (Amnesty International Schweizer Sektion) Anhand von Fallbeispielen lernen die Schüler/innen verschiedene Menschenrechte kennen. Sie erarbeiten zudem Möglichkeiten, wie sie selbst im Alltag für ihre Rechte und Rechte anderer einstehen können.
	Discuss it - Politik geht uns alle an (Discuss it) Mit Podiumsdiskussionen zu Abstimmungen, Wahlen oder einem aktuellen Thema erleben die Jugendlichen Politik und lernen durch die anwesenden jungen Politiker/innen verschiedene Perspektiven kennen.
	Demokratiebausteine (Demokrative) Lernmodule, die demokratische Werte aus historischer, vergleichender, praktischer und persönlicher Perspektive erfahrbar machen.
	Debattierworkshop (Netzwerk schweiz debattiert) In einer strukturierten Debatte lernen Schülerinnen und Schüler, wie sie zu gesellschaftlich relevanten Fragen Stellung beziehen und ihre Positionen begründen können.
	«ARTOUT»: Meinungsfreiheit mit Stift und Stimme (Amnesty international) Mit einer Kunstform experimentieren, um eigene Meinungen und Anliegen auszudrücken, ohne andere zu diskriminieren.
Bezüge zum Lehrplan Berufliche Grundbildung: Rahmenlehrplan ABU (PDF; 102 KB)  Lernbereich Gesellschaft: Aspekte Ökologie, Politik, Technologie und Wirtschaft. Berufsmaturität (BM): Rahmenlehrplan für die BM (PDF; 2,82 MB) Schwerpunktbereich: Information und Kommunikation, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Recht. Ergänzungsbereich: Technik und Umwelt. Maturitätsschulen: EDK-Rahmenlehrplan (PDF; 2,46 MB)  Fächer: Geografie, Wirtschaft und Recht, Philosophie, Informatik. Fachmittelschule (FMS): Rahmenlehrplan für FMS (PDF; 429 KB) Zweiter Lernbereich: Informatik. Dritter Lernbereich: Geistes- und Sozialwissenschaften.

Schule

Unsere Schule – ein Ort gelebter Demokratie «Welche Abmachungen braucht es an unserer Schule, damit sich alle wohlfühlen?» Damit Demokratiebildung wirksam wird, braucht es eine Schulkultur, die demokratische Prinzipien, Werte und Prozesse im Alltag lebt. Dazu gehört, dass Lehrpersonen, Schulleitung, Schulsozialarbeit und weitere Bildungsverantwortliche gemeinsam eine Haltung vertreten, die von Wertschätzung, Offenheit und Dialog geprägt ist. Eine demokratische Schule zeichnet sich dadurch aus, dass sie Partizipation ermöglicht, Vielfalt anerkennt und gemeinsame Verantwortung fördert. Die Schülerinnen und Schüler sollen Demokratie konkret erleben, in dem sie in verschiedenen Bereichen mitgestalten können. Der gesamtinstitutionelle Ansatz – auch Whole School Approach (WSA) genannt - unterstützt bei der Umsetzung, in dem er konkrete Vorschläge für die folgenden miteinander verbundenen Ebenen beinhaltet: Vision & Leadership BNE, Curriculum, Lernprozesse und Lernumfeld, Weiterbildung, Bildungsgemeinschaft & institutionelle Praktiken.  Diese Elemente tragen dazu bei, ein gesundes, respektvolles und demokratisches Schulklima zu schaffen, welches das Lernen und Wohlbefinden aller fördert.  Mit dem Whole School Approach Demokratie leben: So funktionierts!   BNE-Fragen auf Schulebene Was bedeutet Demokratie an unserer Schule für mich als Lehrperson, Schulleitung, Schulsozialarbeitende, oder Mitarbeitende der Tagesschule oder des Hausdiensts und wie wollen wir unsere Zusammenarbeit demokratisch gestalten? Was heisst Gerechtigkeit für mich und wie können wir sie in der Schule leben? Welche Gefässe wollen wir schaffen, damit Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lernende ihre Ideen frei äussern und zur Abstimmung bringen können? Wie treffen wir im Schulrat aber auch als Institution faire Entscheidungen, sodass möglichst alle zufrieden sind und sich wohl fühlen (z.B. soziokratische Entscheidungsfindung)? Wie wollen wir gemeinsam mit allen Akteuren (Schüler/innen, Hausdienst, Lehrpersonen, Schulleitung, Schulsozialarbeit, Tagesschule und Eltern) die Schulhausregeln bestimmen, damit wir ein friedliches Zusammenleben an unserer Schule gewährleisten können? Was können wir tun, wenn sich jemand nicht an Regeln hält?   Instrumente für die Schulentwicklung
	Qualitätskriterien für eine gesunde und nachhaltige Schule  Die Qualitätskriterien unterstützen Schulteams bei der Durchführung einer themenspezifischen Bedarfserhebung und der Entwicklung von Massnahmen. Im Kapitel «C7 Demokratie & Menschenrechte» finden sich Anregungen zur überfachlichen Integration des Themas Demokratie in den Schul- und Unterrichtsalltag. Die Kapitel A1-A6 des Themenfelds «Handlungsprinzipien» enthalten diverse Anregungen, die für gelebte demokratische Prozesse zentral sind.
	Impulse zur Standortbestimmung – Unsere Geschichte (PDF; 8,5 MB) «Unsere Geschichte» bietet anhand verschiedener Schulsituationen Anregungen zur Verankerung von BNE an einer Schule. Basierend auf einer szenischen Einleitung diskutieren Schulteams, wie politische Bildung, Partizipation und gesellschaftliches Engagement konkret umgesetzt und an ihrer Schule gelebt werden können (Seite 11).
Lernmedien
	Individualisierende Gemeinschaftsschule (Buch) In zwölf Impulsen werden Schulen ermutigt, sich mit dem Konzept der demokratie- und menschenrechtsfördernden Gemeinschaftsschule auseinander zu setzen. Leitfragen regen zur Reflexion an und Praxisbeispiele liefern Ideen zur Umsetzung.
	Praxisbuch Demokratiepädagogik (Buch) Das praxisorientiertes Buch lädt ein, die eigene Schule zu einem demokratischeren Ort zu machen. Neben anschaulich präsentierten Konzepten helfen Methodenbeschriebe und Arbeitsblätter beim Umsetzen.
Praxisbeispiele
	Zusammenwachsen: Werte und Identität der Schule (Primarstufe) Bei ihrer Arbeit stützt sich die Scuola media in Camignolo auf die Entwicklung und Pflege einer Schulkultur, die gemeinsame Werte, Zusammenarbeit und das Wohlbefinden aller fördert.
	​​Die Schule mittendrin (Sekundarstufe) Das Projekt «Die Schule mittendrin» will Schule dynamischer und aktiver gestalten, indem zwei Schwerpunkte verfolgt werden: Multikulturalität und Nachhaltigkeit.
	​​​​STEP into Action - Werde ein Changemaker! (Sekundarstufe) Der Verein STEP into Action (unter dem Dach der Organisation euforia) zeigt den Jugendlichen Möglichkeiten auf, wie sie sich – als Reaktion auf globale Herausforderungen – in ihrer lokalen Umgebung engagieren können.
	«Agis pour ton futur!» (Sekundarstufe) Im Rahmen des Projekts «Agis pour ton futur / Handle für deine Zukunft» wurden rund 30 verschiedene pädagogische Aktivitäten, die aktive Teilnahme am europäischen Wasser-Jugendparlament sowie die Produktion zahlreicher Videoclips und ein Bilderbuch zum Thema Wasser & Wald umgesetzt.
	Wenn in Sion Burkina-Faso auf China trifft (Sekundarstufe) Seit über zwanzig Jahren simulieren mehr als hundert Schüler/-innen des Lycée-collège de la Planta in Sion jährlich eine getreue Nachbildung der Genfer UNO-Generalversammlung. Ziel ist es die UNO-Generalversammlung in ihrer Komplexität zu verstehen.

Hintergrundwissen

Das Hintergrundwissen ist auch als Download verfügbar.

1. Was bedeutet Demokratie?

Beim Lesen des Wortes «Demokratie» denken wohl die meisten zuerst an eine Staats- und Regierungsform. Das ist naheliegend, denn schon im antiken Athen bezeichnete «Demokratie» eine besondere Form der Herrschaft. Der Begriff stammt aus dem Griechischen, wobei «demos» Volk und «kratos» Macht bedeutet. Eine sehr prominente Definition stammt etwa vom früheren US-Präsident Abraham Lincoln (1863), der Demokratie als «Government of the people, by the people, for the people» definierte. Demnach ist Demokratie eine Regierungsform, die vom Volk ausgeht, durch das Volk gestaltet wird und für das Volk da ist. Je genauer man sich jedoch mit dem Begriff «Demokratie» beschäftigt, desto deutlicher wird: Es gibt weder eine allgemeingültige Definition noch eine universell akzeptierte Theorie dazu. Kein Wunder! Demokratie wurde in der Geschichte mehr als einmal «neu erfunden» und hat deshalb viele verschiedene Gesichter. Schon vor über 4000 Jahren hielten Menschen in Mesopotamien Bürgerversammlungen ab. Später gab es ähnliche Formen auch auf dem indischen Subkontinent. Beschreibt man heutige demokratische Regierungsformen, begegnet man vor allem der Unterscheidung zwischen einer direkten Demokratie und einer repräsentativen Demokratie. Direkte Demokratie Eine reine direkte Demokratie gibt es auf Staatsebene heute nirgends. In ihrer Idealform würde die gesamte Stimmbevölkerung das Parlament ersetzen und direkt über Gesetze und Verfassungsänderungen entscheiden – ohne zwischengeschaltete Volksvertreter/innen. Am nächsten kommen dieser Form die beiden Landsgemeinde-Kantone, Glarus und Appenzell Innerrhoden, sowie die Gemeindeversammlungen. Repräsentative Demokratie Die meisten Staaten der Welt haben eine repräsentative Demokratie. Die Stimmbevölkerung wählt Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die sie im Gesetzgebungsprozess vertreten. Innerhalb dieser Form gibt es zwei wichtige Varianten – das parlamentarische und das präsidentielle Regierungssystem. Bildquelle: Glarner Landsgemeinde by Marc Schlumpf   Parlamentarisches Regierungssystem Die Regierung wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern vom Parlament bestimmt. Sie benötigt das Vertrauen der Parlamentsmehrheit und kann bei einem Misstrauensvotum abgesetzt werden.  Beispiele: Deutschland, Italien, Österreich Präsidentielles Regierungssystem Sowohl das Parlament als auch die Präsidentin oder der Präsident werden direkt vom Volk gewählt. Beide sind dem Volk gegenüber verantwortlich. Die Amtszeit der Präsidentin/des Präsidenten ist verfassungsmässig begrenzt. Eine Absetzung durch das Parlament ist nicht möglich – ebenso kann die Präsidentin/der Präsident das Parlament nicht auflösen.  Beispiel: USA Demokratie ist mehr als eine Regierungsform Für das heutige europäische und angelsächsische Verständnis der Demokratie spielte die Aufklärung eine Schlüsselrolle. Sie rückte das Individuum und seine Vernunft in den Mittelpunkt. Philosophen wie Immanuel Kant, John Locke, Baron de Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau entwickelten in dieser Zeit Ideen, die wir bis heute eng mit Demokratie verbinden: Freiheit, individuelle Rechte, Gewaltenteilung und die grundlegende Überzeugung, dass alle Menschen den gleichen Wert haben. Diese Ideen entwickelten sich zu Institutionen, Prozessen und gelebten Prinzipien und Werten weiter, die das Zusammenleben in sämtlichen Bereichen massgeblich prägen. Die halbdirekte Demokratie der Schweiz Das politische System der Schweiz zeichnet sich durch das Zusammenspiel von direkter und repräsentativer Demokratie aus. Mit der Einführung des Referendums (1874) und der Volksinitiative (1891) erhielten die Bürgerinnen und Bürger (zu jenem Zeitpunkt nur die Bürger) auf nationaler Ebene direkte Mitbestimmungsrechte. Heute finden in der Schweiz weltweit am meisten Volksabstimmungen statt.  Zum Kern des Schweizer Demokratieverständnisses gehört ausserdem der Föderalismus. Die föderalen Strukturen sorgen dafür, dass staatliche Macht nicht an einer zentralen Stelle gebündelt wird. In Ausnahmesituationen kann diese Machtverteilung jedoch eingeschränkt werden, nämlich dann, wenn der Bundesrat auf das Notrecht zurückgreift. Das Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Nationalrat und dem Ständerat. Während der Nationalrat die Vertretung der Bevölkerung darstellt, vertritt der Ständerat die Interessen der Kantone. Die Regierung, das heisst der Bundesrat, setzt sich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nicht aus einer bei den Wahlen siegreiche Regierungspartei oder Regierungskoalition zusammen. Stattdessen gilt seit Jahrzehnten die sogenannte «Zauberformel»: Die sieben Bundesratssitze werden proportional an die stärksten Parteien vergeben. Ziel ist es, extreme politische Richtungswechsel zu vermeiden und so Stabilität zu sichern. Allerdings ist diese Formel teilweise umstritten, vor allem wenn die Zusammensetzung des Bundesrats nicht die aktuellen Kräfteverhältnisse im Parlament widerspiegelt.  Der Bundesrat selbst arbeitet nach dem Kollegialitätsprinzip: Entscheidungen werden gemeinsam getragen, und das Präsidialamt wechselt jedes Jahr. Dieses Amt ist vor allem mit repräsentativen Aufgaben verbunden, bringt jedoch nicht mehr Macht («primus inter pares»). Die Kombination dieser institutionellen Elemente macht die Schweiz im internationalen Vergleich zu einem Prototyp einer sogenannten Konsensdemokratie. Das bedeutet, dass die Politik insgesamt stark auf Verhandlung und Kompromiss ausgerichtet ist. Dies im Gegensatz zu Mehrheitsdemokratien, in denen die politische Macht viel stärker zentral gebündelt wird (z.B. UK).    Quellen Bundeszentrale für politische Bildung (o.J.): Das junge Politik-Lexikon, abgerufen unter: www.bpb.de, Stand: 11.08.2025.  Bundeszentrale für politische Bildung (o.J.): Das Politiklexikon. Repräsentative Demokratie, abgerufen unter: www.bpb.de, Stand: 11.08.2025.  Bundeszentrale für politische Bildung (o.J.): Das Politiklexikon. Parlamentarisches Regierungssystem, abgerufen unter: www.bpb.de, Stand: 11.08.2025.  Bundeszentrale für politische Bildung (o.J.): Das Politiklexikon. Präsidentielles Regierungssystem, abgerufen unter: www.bpb.de, Stand: 11.08.2025.  Demokratiezentrum Wien (2025): Demokratiemodelle, abgerufen unter: www.demokratiezentrum.org, Stand: 11.08.2025.  Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2023): Direkte Demokratie, abgerufen unter: www.aboutswitzerland.eda.admin.ch, Stand: 11.08.2025.  Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2024): Politisches System, abgerufen unter: www.aboutswitzerland.eda.admin.ch, Stand: 11.08.2025.  Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2025): Leitlinien Demokratie 2025-2028, abgerufen unter: www.eda.admin.ch, Stand: 11.08.2025.  Etica Economia (2009): Europa e Politica Internazionale. Il discorso di Obama al Cairo, abgerufen unter: www.eticaeconomia.it, Stand: 12.11.2025.  Swissinfo [SWI] (o.J.): Das politische System der Schweiz, abgerufen unter: www.swissinfo.ch, Stand: 11.08.2025.

2. Was macht eine Demokratie zu einer Demokratie?

Die meisten von uns assoziieren wohl Demokratie mit Begriffen wie Freiheit, Gleichheit, Gewaltenteilung oder Partizipation. In einer Klasse würden wahrscheinlich noch weitere Begriffe dazukommen, denn jede und jeder hat ein persönlich gefärbtes Bild, was eine Demokratie ausmacht und nach welchen demokratischen Werten und Prinzipien man leben möchte.   Auch in der Wissenschaft herrscht keine Einigkeit darüber, wie eine Demokratie definiert werden sollte. Gleichwohl gibt es bestimmte Institutionen, Prozesse, Werte und Prinzipien, die fast immer genannt werden, wenn es um Demokratie geht. Laut der «Leitlinie Demokratie 2025–2028» des Bundes gehören dazu zum Beispiel transparente, glaubwürdige und freie Wahlen, die Meinungsäusserungsfreiheit, der Schutz von Minderheiten, eine für alle zugängliche Justiz und unabhängige Gerichte (Rechtsstaatlichkeit), die Aufteilung staatlicher Macht auf Exekutive, Legislative und Judikative (Gewaltenteilung) und deren gegenseitige Kontrolle. Ein weiteres zentrales Element ist die Partizipation: Demokratien geben den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ihre politische Zukunft aktiv mitzugestalten. Wie bereits das vorhergehende Kapitel gezeigt hat, gibt es aber verschiedene Spielarten von Demokratie, wobei nicht eine klar besser als die andere ist, sondern je ihre spezifischen Vorteile hat. Beispielsweise hat eine (halb-)direkte Demokratie ihre Stärke beim direkten Einbezug der Bürgerinnen und Bürger. Auf der anderen Seite hingegen, verlieren Wahlen an Wichtigkeit – etwa im Gegensatz zu parlamentarischen Demokratien, in denen die Bürgerinnen und Bürger dafür bei Wahlen Regierungen abwählen können, wenn sie nicht mit der Politik einverstanden sind.  Je nach Quelle werden noch weitere Grundprinzipien der Demokratie genannt, die zur Diskussion stehen: Gleichheit In einer Demokratie müssen alle Bürgerinnen und Bürger gleich behandelt werden, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung. Das bedeutet auch, dass sie vor dem Gesetz gleich sind – von Staatsoberhäuptern bis zu Polizistinnen und Polizisten. Alle haben die gleichen Rechte und Pflichten.   Rechenschaftspflicht Politikerinnen und Politiker werden in einer repräsentativen Demokratie vom Volk gewählt und müssen dem Volk gegenüber Rechenschaft ablegen. Das heisst, sie sollen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger handeln und dürfen ihre Macht nicht missbrauchen.   Politische Toleranz und Akzeptanz Auch wenn Demokratie im Kern auf die Herrschaft der Mehrheit hinausläuft, darf die Minderheit nicht vergessen werden. Sie soll gehört und respektiert werden, denn Demokratie lebt von Offenheit und verschiedenen Meinungen. Wahlniederlagen dürfen das Engagement, sich politisch einzubringen, nicht schmälern. In einem präsidentiellen Regierungssystem gehört zudem die friedliche Übergabe der Macht nach einer Wahl zum demokratischen Prozess.   Solidarität Das Prinzip der Solidarität steht bereits seit 1848 in der Schweizer Bundesverfassung und beruht vor allem auf einer gegenseitigen Hilfeleistung. Solidarische Unterstützung kann zivilgesellschaftlich organisiert sein, zum Beispiel durch Hilfsorganisationen, oder vom Staat, etwa durch Sozialversicherungen wie die AHV oder Sozialhilfe.   Einbezug der Nachhaltigkeit Angesichts der drängenden ökologischen Krisen wird zunehmend diskutiert, Demokratie nicht nur sozial, sondern auch ökologisch zu denken. So fordern Stimmen, «gesellschaftliche Naturverhältnisse zu demokratisieren» (Beil, 2019). Impulse dafür gibt etwa die Verfassung von Kolumbien: Das kolumbianische Verfassungsgericht verlieh beispielsweise dem Rio Atrato als einem der ersten Flüsse weltweit den Status eines Rechtssubjekts (vgl. Themendossier «Zusammenleben gemeinsam gestalten», Kapitel 2). Derzeit lassen jedoch wachsende autoritäre Tendenzen wenig Hoffnung auf eine Vertiefung der Demokratie im Sinne eines stärkeren ökologischen Einbezugs. «Daraus sollte aber nicht Resignation folgen, sondern vielmehr eine verstärkte Bündnisarbeit mit all jenen Akteuren und gesellschaftlichen Gruppen, die um ein gutes Leben für alle kämpfen» (Beil, 2019). Exkurs: Unabhängige Medien Damit eine Demokratie funktioniert, müssen sämtliche Bürgerinnen und Bürger gut informiert sein. Nur so können sie sich zu politischen Themen eine eigene, fundierte Meinung bilden und Visionen entwickeln, wie sie die Zukunft mitgestalten wollen. Medien können diese wichtigen Informationen liefern. Zudem bieten sie Politikerinnen und Politiker, Regierungen, Nichtregierungs-organisationen, Unternehmen und anderen Gruppen eine Plattform, um ihre Anliegen und Sichtweisen in der Öffentlichkeit zu äussern. Journalismus bedeutet aber nicht nur, Informationen weiterzugeben. Er sorgt auch dafür, dass wichtige Themen ins Bewusstsein der Menschen gelangen oder auf die politische Agenda kommen. Damit eine Demokratie funktioniert, müssen sämtliche Bürgerinnen und Bürger gut informiert sein. Nur so können sie sich zu politischen Themen eine eigene, fundierte Meinung bilden und Visionen entwickeln, wie sie die Zukunft mitgestalten wollen. Medien können diese wichtigen Informationen liefern. Zudem bieten sie Politikerinnen und Politiker, Regierungen, Nichtregierungs-organisationen, Unternehmen und anderen Gruppen eine Plattform, um ihre Anliegen und Sichtweisen in der Öffentlichkeit zu äussern. Journalismus bedeutet aber nicht nur, Informationen weiterzugeben. Er sorgt auch dafür, dass wichtige Themen ins Bewusstsein der Menschen gelangen oder auf die politische Agenda kommen. Die Medien nehmen im politischen Gefüge also eine relevante Rolle ein und tragen zum Funktionieren einer Demokratie bei. Daher werden sie auch als «vierte Gewalt» neben Parlament (Legislative), Regierung (Exekutive) und Gerichten (Judikative) bezeichnet. Unabhängiger Qualitätsjournalismus erfüllt zudem eine wichtige Kontrollfunktion gegenüber den Institutionen einer Demokratie. Obwohl der Schweizer Journalismus für das, was er tut, insgesamt gute bis sehr gute Bewertungen erhält, warnt Daniel Vogler, Forschungsleiter am Forschungszentrum für Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög), vor zwei Herausforderungen.  Erstens: In der Schweiz drohen weitere Sparmassnahmen in der Medienlandschaft, was besonders den Lokaljournalismus schwächt. Gerade auf Gemeinde- und Kantonsebene fallen wichtige Entscheidungen, die die Menschen direkt betreffen (z. B. Steuern oder Schulhausbau). Deshalb sind unabhängige Medien auch auf lokaler Ebene unverzichtbar. Sparmassnahmen können ausserdem zu einer Medienkonzentration führen – also weniger Vielfalt und mehr Macht bei wenigen Anbietern. Das kann die Meinungsbildung und damit die Demokratie gefährden.   Zweitens: Herausfordernd für die Medien sind die Menschen selbst: Laut Vogler beschäftigen sich 48% der Erwachsenen in der Schweiz kaum mit Nachrichten («newsdepriviert»). Das ist gefährlich für die Demokratie, weil diese Menschen seltener an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen und weniger Vertrauen in politische Institutionen haben. Ausserdem beziehen Jugendliche und junge Erwachsene häufig ihre Informationen via subjektive Meinungsäusserungen in Social Media, was das Potential von «Fake News» erhöht. Warum viel weniger Nachrichten konsumiert werden, sei wissenschaftlich schwer zu erklären. Es gäbe aber Vermutungen, dass Nachrichten oft als negativ wahrgenommen werden oder von spannenderen Angeboten wie Streaming oder Games verdrängt werden.     Auch wenn hier einige zentrale Punkte einer Demokratie beschrieben wurden, ist diese Liste weder vollständig noch allgemein gültig. Deutlich wird jedoch: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, das zeigt auch ein Blick in die vergangenen Jahrhunderte. Quellen Banz, Esther (2025): «Das System braucht eine gut informierte Bevölkerung», moneta (2025/2), S.10-11. Beil, Christopher (2019): Sozial-ökologische Demokratie? Die doppelte Herausforderung von Demokratie und Ökologie in der Transformation, abgerufen unter: www.momentum-kongress.org, Stand: 21.08.2025.  Bundesamt für Sozialversicherungen [BSV] (2017): Gegenseitigkeit, Subsidiarität und Solidarität, abgerufen unter: www.geschichtedersozialensicherheit.ch, Stand: 12.08.2025.   Day, Jonathan (2022): Demokratie und Gerechtigkeit. 14 Grundprinzipen der Demokratie, abgerufen unter: www.liberties.eu, Stand: 12.08.2025. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2025): Leitlinien Demokratie 2025-2028, abgerufen unter: www.eda.admin.ch, Stand: 11.08.2025.

3. Warum ist Demokratie keine Selbstverständlichkeit?

Demokratie erlebt seit jeher Phasen des Erstarkens, aber auch Gegenreaktionen durch antidemokratische Kräfte. Ein Blick ins 19. und 20. Jahrhundert zeigt das deutlich.  Eine Demokratiewelle begann im 19. Jahrhundert in den USA und Westeuropa und dauerte bis in die 1920er Jahre. In dieser Zeit festigte sich die Demokratie einerseits qualitativ, andererseits wuchs die Zahl der Demokratien stark. 1910 gab es weltweit sechs Demokratien. Nach dem Ersten Weltkrieg stieg ihre Zahl auf 31 – vor allem in Europa durch die Gründung neuer Staaten, die aus dem Zerfall der Donaumonarchie, des Deutschen Kaiserreichs und des Zarenreichs entstanden. Aber auch in Übersee fanden Regimewechsel statt, zum Beispiel in Japan, Argentinien, Chile, Kolumbien, Uruguay und den gerade unabhängig gewordenen Staaten des ehemals britischen Empires. Nach dieser Demokratisierungswelle folgte eine autokratische Gegenbewegung, die 1922 mit Benito Mussolinis Marsch auf Rom einsetzte und über den Zweiten Weltkrieg hinweg dauerte. Während dieser autoritären Phase blieben in Europa nur Grossbritannien, Irland, Schweden, Island, Finnland und die Schweiz demokratisch. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann eine weitere Demokratisierungswelle. Italien, Deutschland, Österreich und Japan wurden von den alliierten Siegermächten besetzt. Ihre Demokratie wurde vor allem von den USA in die Wege geleitet und überwacht. Andere Länder bauten ihre Demokratien wieder auf oder führten sie erstmals ein. Doch die Erfolge dieser Welle waren nur von kurzer Dauer, lediglich 17 von 31 Demokratien erlitten keine Rückfälle. Ab Mitte der 1970er Jahre begann die bisher letzte Demokratisierungswelle (1974-1991). Spanien und Portugal befreiten sich von autoritären Regimen aus der Zwischenkriegszeit, und Griechenland löste seine Militärdiktatur auf. Den Höhepunkt erreichte diese Welle nach dem Zerfall der Sowjetunion und stoppte Mitte der 1990er Jahre. Bis 2004 lebte eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der Weltbevölkerung in einer Demokratie.  Wo stehen wir heute? Beim Lesen von Newsportalen oder Zeitungen stösst man heute häufig Schlagzeilen wie «Demokratie unter Druck», «Populistische Parteien auf dem Vormarsch» oder «Der Aufstieg der Autokraten». Sind solche Schlagzeilen einfach ein Schreckgespenst, das uns umso bedrohlicher wirkt, je mehr wir davon lesen? Oder steckt dahinter tatsächlich ein weltweiter Wandel, der ernst zu nehmen ist? Eine der ältesten Organisationen, die den Zustand von Freiheit und Demokratie untersucht, ist die Nichtregierungsorganisation «Freedom House». Diese setzt sich seit 1941 für Freiheit und Demokratie ein. Laut ihrem aktuellen Bericht von 2025 hat die globale Freiheit in den letzten 19 Jahren kontinuierlich abgenommen. Ähnliche Ergebnisse liefert das Institut «Varieties of Democracy» (V-Dem) an der Universität Göteborg. In ihrem Bericht steht, dass es 2024 erstmals seit über 20 Jahren weltweit mehr autokratische Staaten (91) als demokratische Länder (88) gibt. Die Lage wird noch deutlicher, wenn man die Bevölkerung betrachtet: 72% der gesamten Weltbevölkerung leben in autokratischen Regimen, nur 28% in Demokratien. Das bedeutet, dass mit knapp 6 Milliarden Menschen so viele wie nie zuvor in Autokratien leben. Gerade bevölkerungsreiche und wirtschaftlich bedeutende Länder treiben die weltweite Welle der Autokratisierung voran. Sie beeinflussen nicht nur ihre Nachbarländer, sondern auch internationale Organisationen und den Welthandel. Trotz dieser Entwicklung betont der Harvard-Professor und Demokratieexperte Steven Levitsky: «Autoritarismus ist immer umkehrbar» (Glatthard, 2025). Bildquelle: Demokratien stehen von innen und aussen unter Druck (EDA, 2025)   Dafür braucht es eine starke Zivilgesellschaft, die demokratische Errungenschaften verteidigt und Politikerinnen und Politiker wählt, die die Demokratie schützen oder andere Politiker/innen zur Rechenschaft auffordert, wenn sie die Demokratie eben nicht mehr schützen Umgekehrt geraten Demokratien vor allem dann unter Druck, wenn wesentliche und wachsende Teile der Bevölkerung bezweifeln, dass demokratische Regierungen grosse Herausforderungen – von Migration bis Klimawandel – erfolgreich meistern können. Ein solches Umfeld ist fruchtbarer Boden für autokratische oder illiberale Parteien und Regierungen, um Wahlen zu gewinnen und demokratische Strukturen schrittweise abzubauen. Demokratie und das Vertrauen in die Regierungen gehen somit Hand in Hand, ebenso der Verlust von Demokratie und der Verlust von Vertrauen in staatliche Institutionen (EDA, 2025).  Dieser historische Blick und der Blick auf aktuelle Tendenzen zeigt: Demokratie ist weder ein abgeschlossener Prozess noch eine Selbstverständlichkeit, sondern eine «Momentaufnahme eines kontinuierlichen Entwicklungsprozesses» (EDA, 2025). Dieser ist geprägt von gesellschaftlichen Aushandlungen darüber, was Demokratie ist und wie sie sein sollte.  Das anschliessende Kapitel widmet sich solchen Aushandlungsprozessen, mit dem Ziel, Impulse zu geben, wie die Demokratie in der Schweiz für die Zukunft gestärkt werden könnte. Quellen Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2025): Leitlinien Demokratie 2025-2028, abgerufen unter: www.eda.admin.ch, Stand: 11.08.2025.  Freedom House (2025): Freedom in the world 2025. The Uphill Battle to Safeguard Rights, abgerufen unter: www.freedomhouse.org, Stand: 11.08.2025.  Glatthard, Jonas (2025): Demokratie unter Druck. Die Demokratie in den USA steht unter Beschuss – das ist Teil eines weltweiten Trends, abgerufen unter: www.srf.ch, Stand: 11.08.2025.  Hamilton-Irvine, Bettina (2025): Der Aufstieg der Autokraten im demokratischen Mantel, abgerufen unter: www.republik.ch, Stand: 11.08.2025. Pleins,Heiko (2015): Demokratische Transformationen im Europa des 20. Jahrhunderts, abgerufen unter: www.forschungsstelle.uni-bremen.de, Stand: 04.08.2025.  Schmitt, Karl (2022). Demokratisierung, abgerufen unter: www.herder.de, Stand: 11.08.2025.  V-DEM Institute (2025): Democracy Report 2025. 25 Years of Autocratization – Democracy Trumped?, abgerufen unter: www.v-dem.net, Stand: 11.08.2025.

4. Wie lässt sich die Demokratie in der Schweiz für die Zukunft stärken?

Das politische System der Schweiz gilt in den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger weiterhin als Erfolgsgeschichte. Laut der Befragung «Wie geht’s Schweiz?» (2024) werden insbesondere die direktdemokratischen Elemente und die Rolle der Medien als wichtige Korrektive positiv bewertet. Auch international wird die Schweiz häufig als Vorzeigebeispiel für direkte Demokratie genannt. Tatsächlich hat sich die Schweizer Demokratie seit der Verfassung von 1848 schrittweise weiterentwickelt, und dies ohne gewaltsame Umstürze. In einer Welt, in der viele Demokratien nach Jahrzehnten des Aufstiegs wieder unter Druck geraten, erscheint das Schweizer Modell als stabiler Lichtblick. Doch wie der Schweizer Politologe Adrian Vatter betont, ist auch die Schweiz nicht völlig immun gegen Entwicklungen, die die demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft gefährden könnten. Es ist also an der Zeit, der Frage nachzugehen, wie sich die Demokratie in der Schweiz für die Zukunft stärken lässt. Debattieren im Unterricht – Meinungsbildung fördern Im Folgenden werden vier Reformfelder skizziert, die zum Gegenstand von Diskussionen und Debatten in der Schulklasse gemacht werden können (Zyklus 3 / SekII). Schülerinnen, Schüler und Lernende suchen nach Pro- und Contra-Argumenten und bilden sich im Anschluss ihre eigene Meinung, die sie im Rahmen einer Abstimmung zum Ausdruck bringen können. 1) Politische Beteiligung Damit eine Demokratie stark und funktionsfähig bleibt, braucht es die Beteiligung der Bevölkerung am politischen Geschehen. Laut dem Bundesamt für Statistik hat sich der Abwärtstrend bei der Beteiligung an eidgenössischen Volksabstimmungen aus dem letzten Jahrhundert nicht fortgesetzt. Im Gegenteil: Die durchschnittliche Stimmbeteiligung ist im 21. Jahrhundert sogar leicht gestiegen und liegt nun bei rund 46% (BFS, 2024). Trotz dieser Entwicklung nimmt gleichwohl weniger als die Hälfte der Stimmberechtigten ihr Wahl- und Stimmrecht wahr, weshalb sich die Frage aufdrängt: Wie viel Wahlbeteiligung braucht es für eine starke Demokratie und ist eine niedrige Wahlbeteiligung ein Zeichen von schlechter Demokratie?  Der Comedian und Politikwissenschaftler Michael Elsner begegnet dieser Frage mit einem spannenden Zahlenspiel: Ein Siebtel bestimmt für das ganze Land – ist das demokratisch? «In der Schweiz leben rund neun Millionen Menschen. Von diesen sind 5.6 Millionen stimmberechtigt. Wenn davon 45 Prozent zur Urne gehen (durchschnittliche Stimmbeteiligung), dann bleiben noch 2.6 Millionen Stimmberechtigte, die über eine Vorlage entscheiden. Für ein Ja oder Nein genügen dann 1.3 Millionen, die über eine Vorlage entscheiden. Diese sind die sogenannte Mehrheit. Wir leben in einem System, in dem 14 Prozent über uns alle bestimmen. Das ist ein Siebtel.», so Elsner (Gmünder, 2025).   Die Politologin Isabelle Stadelmann-Steffen ordnet es folgendermassen ein: «Wir wissen aus der Forschung, dass es nicht immer die gleichen Leute sind, die nicht abstimmen, es sind immer wieder andere» (Spörri, 2024). Das bedeutet auch, dass über einen Zeitraum von ein paar Jahren gesehen die grosse Mehrheit der Stimmberechtigten mindestens einmal an einer Wahl oder einer Abstimmung teilnimmt. Weiter gibt es laut Stadelmann-Steffen systemische Gründe, warum die Beteiligung in der Schweiz eher tief ist. Einer ist die direkte Demokratie. Wahlen seien deshalb weniger relevant, weshalb auch die Beteiligung dort tiefer sei. Zweitens gäbe es enorm viele Beteiligungsmöglichkeiten, da sei es gut nachvollziehbar, dass viele nicht jedes Mal an die Urne gehen. Drittens könne auch das hohe politische Vertrauen in der Schweiz ein Grund sein, warum manche keine Notwendigkeit sehen, an die Urne zu gehen.   Dennoch, Fragen rund um die politische Beteiligung und wer das Recht zur Beteiligung hat, begleiten die Schweizer Demokratie seit ihrer Gründung.  Als die moderne Schweiz entstand, durften nur Schweizer Männer ab 20 Jahren wählen und abstimmen. Effektiv «stimmberechtigt» war damit aber nur rund ein Viertel der Bevölkerung – die Schweiz war zu Beginn also höchstens eine «Viertel-Demokratie» (Kuenzi & Glatthard, 2020). Frauen, Armengenössige, Bankrotteure, Gepfändete, verurteilte Straftäter, Zwangsversorgte, Geisteskranke, Geistesschwache und sogenannte Sittenlose – die Bezeichnungen stammen aus dem Amtsdeutsch der damaligen Zeit – wurden systematisch ausgeschlossen. Ein entscheidender Meilenstein war 1971 die Einführung des Frauenstimmrechts – als eines der letzten europäischen Länder ein längst überfälliger Entscheid. Doch der Beteiligungsprozess ist damit nicht abgeschlossen. So fordert etwa die zivilgesellschaftliche Bewegung «Aktion-Vierviertel» mit ihrer Demokratie-Initiative, dass alle Menschen, die seit fünf Jahren in der Schweiz leben, ein Recht auf Einbürgerung erhalten sollen, um auch auf Bundesebene politisch mitbestimmen zu können. Auch der Einbezug Jugendlicher ins politische System bleibt ein Thema: Eine Senkung des Stimmrechtsalters auf 16 Jahre wurde zwar wiederholt diskutiert, zuletzt jedoch im Frühjahr 2024 auf nationaler Ebene verworfen. Damit bleibt der Kanton Glarus vorerst der einzige Kanton mit Stimmrechtsalter 16. Debattieren Sie in der Klasse und stimmen Sie ab! Sollen Massnahmen ergriffen werden (z. B. Stimmrechtalter 16 oder Ausländer/innenstimmrecht), um eine breite politische Beteiligung sicher zu stellen? Ja Nein   2) Demokratie und Digitalisierung Der digitale Strukturwandel macht auch vor der Demokratie nicht halt. Er erleichtert die Teilnahme am öffentlichen Geschehen, schafft neue Möglichkeiten der öffentlichen Diskussion und beeinflusst den politischen Meinungsbildungsprozess. Gesellschaft und Politik sind aber nicht nur Nutzniesserinnen dieser Entwicklung, sie werden von ihr auch beeinflusst. Soziale Medien und Meinungsbildung Aktuell spielen soziale Medien für die politische Meinungsbildung in der Schweiz noch eine eher kleine Rolle. Nach wie vor sind klassische Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitungen die wichtigsten Informationsquellen. Zudem ist aus der Politikwissenschaft bekannt, dass politische Informationen – egal über welchen Kanal sie vermittelt werden – nie direkt in die Meinungsbildung einfliessen. Vielmehr werden sie durch die persönliche Grundeinstellung und das Vorwissen gefiltert. Trotzdem sind soziale Medien eine wichtige Informationsquelle und Bezugspunkt vieler Menschen. Umso wichtiger ist es zu wissen, dass sie keine transparenten, ausgewogenen oder geprüften Informationsgrundlagen sind. Nutzerdaten können kommerziell ausgewertet werden, algorithmisch ausgewählte Inhalte verzerren die Perspektive, und Phänomene wie Fake News oder Verschwörungstheorien finden hier besonders leicht Verbreitung. Problematisch ist zudem der wachsende Einfluss einiger grosser Plattformbetreiber, die von Regulierungsbehörden nur schwer kontrolliert werden können. Digitale Partizipation Neue digitale Instrumente wie etwa E-Collection (digitales Unterschriftensammeln) eröffnen niederschwellige Möglichkeiten zur politischen Teilhabe. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass das politische System durch eine Flut von Referenden nicht überlastet wird. Besonders erhofft man sich, mit neuen digitalen Instrumenten die junge Bevölkerung stärker für politische Mitgestaltung zu gewinnen. Erste Ergenisse zeigen, dass Partizipationsplattformen wie engage.ch tatsächlich viele Jugendliche mobilisieren können. Dennoch betonen die Befragten selbst: Digitale Partizipation ist eine sinnvolle Ergänzung, ersetzt die traditionelle politische Beteiligung aber nicht (D’Anna-Huber, 2021). Debattieren Sie in der Klasse und stimmen Sie ab! Soll E-Voting in der Schweiz eingeführt werden, um auch junge Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an die Urne zu locken? Ja Nein 3) Politische Bildung Es ist ernüchternd: Laut dem Generationenbarometer 2025 haben 88% der unter 35-Jährigen das Gefühl, sie könnten politisch oder gesellschaftlich kaum etwas bewirken. Ein ähnlich trübes Bild zeichnet der DSJ Jugend- und Politikmonitor 2023: Jugendliche wissen zwar um die Vorteile der Demokratie und sehen sie als beste Grundlage für ein faires, gerechtes und sicheres Leben. Dennoch haben viele keine klare Meinung zur Demokratie, und eine nicht zu unterschätzende Minderheit steht ihr sogar kritisch gegenüber. Fachleute sind sich einig: Damit junge Menschen sich für Politik interessieren und lernen, aktiv mitzuwirken, braucht es dringend mehr «Politische Bildung». Doch welche Form ist dafür geeignet? Viele Jugendliche schätzen den Nutzen politischer Bildung als gering ein. Zudem fühlen sich viele weniger gut auf Abstimmungen und Wahlen vorbereitet als frühere Generationen. «Politische Bildung» muss daher mehr sein als klassische Staatskunde. Sie soll Kinder und Jugendliche befähigen und motivieren, Politik und Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Dafür braucht es Kompetenzen, wie sich eine eigene Meinung bilden zu können und andere auszuhalten, aktives Zuhören, Empathie oder Kompromissbereitschaft. Solche Fähigkeiten lassen sich am besten entwickeln, wenn Politik erlebbar wird. Das gelingt beispielsweise, wenn Partizipation in der Schule aktiv gelebt wird, etwa durch einen Klassenrat (vgl. Themendossier «Partizipation (er)leben!») oder wenn ausserschulische Angebote genutzt werden, die Demokratie erfahrbar machen und Politik greifbar statt abstrakt erscheinen lassen. Ebenso wichtig ist es, Themen aufzugreifen, die Jugendliche direkt ansprechen, aber in der politischen Agenda oft zu kurz kommen: Rassismus, Diskriminierung, Klimawandel oder psychische Gesundheit. Debattieren Sie in der Klasse und stimmen Sie ab! Soll die «Politische Bildung» an Schulen gestärkt werden? Ja Nein 4) Reform des Milizsystems Das Milizsystem ist ein historisch gewachsenes, typisch schweizerisches Prinzip. Es beruht auf der Idee, dass Bürgerinnen und Bürger öffentliche Funktionen ausführen sollen, wie zum Beispiel in der Feuerwehr, als Laienrichter/in, Kommissionsmitglied in der Schule oder in einem Parlament, und dabei ihre Erfahrungen und Fähigkeiten einbringen. Die meisten dieser Ämter sind nur gering entschädigt, getragen vom Grundgedanken, dass Menschen, die neben ihrem Beruf aus Überzeugung Verantwortung übernehmen, unabhängiger entscheiden können. Gleichzeitig soll das Milizsystem verhindern, dass die Kluft zwischen Bevölkerung und Politik zu gross wird.  Dieses Milizsystem steht zunehmend unter Druck. Besonders kleine Gemeinden finden kaum noch genügend Personen, die bereit sind, politische Ämter zu übernehmen. Hinzu kommt, dass sich solche Aufgaben oft nur Menschen leisten können, die über ausreichend Zeit und finanzielle Ressourcen verfügen. Das wirft auch Fragen zur Geschlechtervertretung auf: Lokale Ämter erfordern häufig abendliche Sitzungen, in jener Zeit, während immer noch vorwiegend Frauen mit Betreuungsarbeit der Kinder beschäftigt sind. Deshalb wird diskutiert, ob lokale Politik stärker entschädigt oder teilweise während regulärer Arbeitszeiten stattfinden sollte, damit sie für eine grössere Gruppe zugänglicher wird. Auch im Bundesparlament zeigt sich ein ähnliches Bild. Viele Parlamentsmitglieder üben neben den Sitzungswochen weiterhin einen Beruf aus. Laut einer Studie der Universität Genf (2017) entspricht die eigentliche Parlamentsarbeit im Durchschnitt einem Halbtagsjob. Hinzu kommen Wahlkämpfe und öffentliche Auftritte, die einer zusätzlichen Belastung von rund 24% im Ständerat und 36% im Nationalrat entsprechen (von Wyl, 2025). Diese Mehrfachbelastung kann nicht nur zu Interessenkonflikten führen, sondern macht Parlamentarierinnen und Parlamentarier auch stärker abhängig von Lobbyisten, die sie fachlich beraten. Das wirft die Frage auf, wie unabhängig sie ihre politischen Entscheidungen tatsächlich fällen können. Daniel Kübler, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Zürich und Direktionsvorsitzender des Zentrums für Demokratie Aarau, spricht sich deshalb für eine bessere Entlöhnung von Parlamentarierinnen und Parlamentariern aus. Der Politologe Adrian Vatter fordert zudem bessere Arbeitsbedingungen, etwa durch den Ausbau der parlamentarischen Verwaltungskontrolle mit zusätzlichem Fachpersonal oder durch die Bereitstellung wissenschaftlicher Mitarbeitender für die Ratsmitglieder. Debattieren Sie in der Klasse und stimmen Sie ab! Sollen Politikerinnen und Politiker mehr zeitliche, finanzielle oder fachliche Unterstützung erhalten, um ihr Amt bestmöglich ausführen zu können? Ja Nein   Auch wenn die politische Schweiz laut Daniel Kübler nicht besonders reformfreudig ist, zeigt dieses Kapitel, in welchen Bereichen künftig angesetzt werden kann, um die Demokratie in der Schweiz zukunftsfähig zu halten. Denn wie es Nationalrätin Nadine Masshardt treffend formuliert: «Unsere Demokratie hat sich in der Geschichte immer weiterentwickelt. Stillstand ist keine Lösung.» (Wehrli, 2025) Quellen Albrecht, Philipp et al. (2025): Die Schweizer Drei-Viertel-Demokratie, abgerufen unter: www.republik.ch, Stand: 18.08.2025. Bieri, Urs et al. (2024): Der Schweiz geht es (noch?) gut! Die globalen Geschehnisse erzeugen eine verstärkte Binnenorientierung und Zukunftsängste, abgerufen unter: www.gfsbern.ch, Stand: 18.08.2025.   Bundesamt für Statistik [BFS] (o.J.): Stimmbeteiligung. Entwicklung der Beteiligung an eidgenössischen Volksabstimmungen auf nationaler und kantonaler Ebene, abgerufen unter: www.bfs.admin.ch, Stand: 18.08.2025. D’Anna-Huber, Christine (2021): Wenn Digitalisierung und Demokratie aufeinandertreffen. Kurzfassung zum Projekt «Digitalisierung und Demokratie», abgerufen unter: www.dsj.ch, Stand: 04.09.2025.  Vatter, Adrian (2025): Demokratie im Nebel, NZZ vom 03.08.2025.  Spörri, Balz (2024): Politologin im Interview. «Die Einführung des Frauenstimmrechts dauerte länger wegen der direkten Demokratie», Tagesanzeiger vom 15.11.2024, abgerufen unter: www.tagesanzeiger.ch, Stand: 18.08.2025.  Frisch, Lisa; Hermann, Michael; Wenger, Virginia (2025): Generationen-Barometer 2025, abgerufen unter:  www.sotomo.ch, Stand: 18.08.2025.  Gmünder, Beatrice (2025): Ein Siebtel bestimmt für das ganze Land – ist das demokratisch?, abgerufen unter: www.swissinfo.ch, Stand: 13.08.2025.  Jans, Cloé et al. (2023): DSJ Jugend- und Politikmonitor 2023, abgerufen unter: www.cockpit.gfsbern.ch, Stand: 18.08.2025.  Kuenzi, Renat; Glatthard, Jonas (2020): Die Schweiz als Ausschulssdemokratie, abgerufen unter: www.swissinfo.ch, Stand: 18.08.2025.  Rindlisbacher, Simon (2025): Viel mehr als Staatskunde, moneta (2025/2), S.7-9. Von Wyl, Benjamin (2025): Wie das Schweizer Milizsystem die Identität stärkt – und Privilegierte in die Politik lockt, abgerufen unter: www.swissinfo.ch, Stand: 03.09.2025. Wehrli, Katharina (2025): Stillstand ist keine Lösung, moneta (2025/2), S.4-6.

5. Weitere Angebote

Tag der Demokratie (Webseite) Der 15. September ist der Internationale Tag der Demokratie. Schweizweit finden an diesem Tag private und öffentliche Aktionen in Gemeinden, Schulhäusern, Vereinen, Unternehmen, Institutionen, unter Freundinnen oder Freunden statt. Entdecken Sie die geplanten Aktivitäten!   Campus für Demokratie (Webseite) Als nationale Plattform für politische Bildung und Partizipation bringt «Campus Demokratie» Akteure aus Praxis und Wissenschaft zusammen. Auf ihrer Webseite findet sich eine grosse Auswahl an Unterrichtsmaterialien.   engage.ch – Alles beginnt mit einer Idee (Webseite) Diese Partizipationsplattform ermöglicht Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahren die Möglichkeit, auf kommunaler, kantonaler oder nationaler Ebene Ideen und Anliegen zu formulieren und diese direkt «an den Mann oder die Frau» zu bringen.   easyvote school (Webseite) Das Angebot des Dachverbandes Schweizer Jugendparlamente hat zum Ziel, Politik einfach verständlich und neutral darzustellen. Zu den vergangenen und aktuellen Abstimmungsvorlagen gibt es auf der Webseite Unterrichtsmaterialien sowie Dossiers zu wichtigen Politikbereichen.   Der Bund kurz erklärt (Unterrichtsmaterial) Was zeichnet die Demokratie in der Schweiz aus? Wer regiert? Wann kommt es zu einer Abstimmung? Solche Fragen beantwortet die Broschüre «Der Bund kurz erklärt» und ihr digitales Pendant, die App «CH info». Die Bundeskanzlei aktualisiert sie jedes Jahr in den vier Landessprachen und auf Englisch.   PB-Tools – Durchblick in der Politischen Bildung (Webseite) PB-Tools steht für eine vielfältige Werkzeugkiste, die erlaubt, sich unkompliziert und rasch mit grundlegenden Konzepten und Ideen der Politischen Bildung vertraut zu machen. Die Webseite beinhaltet unteranderem zahlreiches Unterrichtsmaterial oder E-Lessons für die Weiterbildung von Lehrpersonen.   Mit Argumenten überzeugen (Testimonial) «Mit Debattieren möchte ich politische Bildung vermitteln und die kommunikativen Fähigkeiten der Lernenden stärken», sagt Hannes Tschäppeler, Deutschlehrer an der Handelsschule KV Basel. Das Testimonial regt an, den eigenen Unterricht weiterzuentwickeln.   Frieden stiften auf dem Pausenplatz (Testimonial) In Rüeggisingen in Emmen gehört dies zur gelebten und geschätzten Schulhauskultur. 14 Schüler/innen der Primarstufe, die jeweils für ein Jahr als Peacemaker gewählt und ausgebildet werden, setzen sich erfolgreich für diese Ziele ein.   Die beste Demokratie für die Welt? (Film, 49min) Die Schweizer/innen sind stolz auf ihre direkte Demokratie und grösstenteils zufrieden mit ihrer Regierung. In Deutschland nimmt die Unzufriedenheit stetig zu. Der Film wagt ein Gedankenexperiment und fragt: Was wäre, wenn das politische Deutschland mehr Schweiz wagen würde?   Ein Siebtel bestimmt für das ganze Land – ist das demokratisch? (Podcast, 38min) Im Durchschnitt nehmen etwa 45 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten an Abstimmungen und Wahlen teil. Warum ist die Stimmbeteiligung so tief und was könnte man tun, um sie zu erhöhen?   Die Schweiz – Die beste Demokratie der Welt? (Sendung, 60min) Die Demokratie ist in vielen Ländern unter Druck. Die Skepsis gegenüber Regierungen und demokratischen Verfahren wächst. Und mit ihr die Wut unter den Bürger/innen. Muss die Demokratie gerettet werden? Wenn ja, wie? Eine «Sternstunde» mit Jagoda Marinić, Oliver Zimmer und Jonas Lüscher.   Lobbying im Bundeshaus – Hinter den Kulissen der Schweizer Politik (Film, 33min) Die Reprotage liefert einen ungefilterten Blick hinter die Kulissen der Schweizer Politik und auf die Rolle von Lobbyistinnen und Lobbyisten im Bundeshaus.

 
Aktualisiert am 08.12.2025